Eigentlich ist das jetzt kein Geheimnis, aber sogar geübte Strickerinnen lassen sich da manchmal mitreißen: schnell, schnell, loslegen… anstatt sich vorzubereiten.
Aber, falls du neu beim Thema Socken stricken bist:
Bitte lies dies, bevor du startest!
Dann hast du einen guten Überblick und kannst vor dem Loslegen alles Wichtige abklären. Nicht viel ist ärgerlicher, als wenn du mit Socken für jemand anderes beginnen willst und die nötigen Maße nicht parat hast. Stricken auf Größen-Verdacht ist KEINE gute Idee! Ich rede aus Erfahrung…
Du bekommst einen kurzen Einblick dazu, welche Nadeln du für das Stricken von Socken brauchst. Du erfährst, welche Wolle du dafür auswählen solltest und welche nicht! Und wie viel von der richtigen ‚Strumpfwolle‘ du benötigst.
Zudem schauen wir uns an, welche Maße du vom zu bestrickenden Fuß wissen musst, damit dein Strickwerk zum guten Schluss auch passt!
Also, kurz gesagt: alle Infos, die du haben solltest, BEVOR du dein Socken-Projekt startest.
Die richtige Wolle für deine Socken
Was ist das Besondere daran? Die typische Sockenwolle muss viel aushalten. Mehr als andere Strickgarne wird sie beansprucht. Eingequetscht, mit Druck und Reibung von allen Seiten und eine warm-feuchte Umgebung sorgen sonst bei Wolle gerne für ideale Bedingungen zum (Ver-)Filzen.
Doch für Sockenwolle hat man sich diverse Tricks einfallen lassen, damit das nicht passiert:
- Starke Verdrehung der einzelnen Fasern durch Zwirnen, wobei mehrere Einzelfäden miteinander verdreht werden. Zu erkennen ist das auf dem Etikett oder der Banderole durch den Zusatz: 4 -fach, 6-fach oder 8-fach (oder -fädig). Dadurch wird das Garn viel stabiler und reißfester.
- Zusatz von Polyamid: diese Kunstfaser sorgt im Wollgarn für zusätzliche Festigkeit gegen Durchscheuern. Manchmal noch erkennbar als durchsichtiges Netz an einem Socken, der an dieser Stelle sonst ein Loch hätte. Die Schurwolle ist weg, das Polyamid noch da. Dieses ‚Gerüst‘ lässt sich übrigens gut als Grundlage fürs Stopfen verwenden.
- Superwash: diese Behandlung verringert die Schuppenstruktur der Wollfaser, wodurch sie nicht mehr verfilzt. Außerdem wird das Garn dadurch maschinenwaschbar (2 Fliegen mit einer Klappe geschlagen!)
Vor allem, wenn du vorhast, die Socken zu verschenken, solltest du auf einfache Waschbarkeit achten. ‚Superwash‘ bedeutet, der/die Beschenkte kann die Socken auch in der Waschmaschine waschen, ohne dass sie Schaden nehmen.
Natürlich gibt es neben der ‚klassischen‘ Sockenwolle noch andere Garne, die für Socken geeignet sind. Früher wurde einfach besonders fest gesponnene Wolle genommen, wobei schon die verwendeten Wollfasern robust waren. Dies sorgte zwar für gute Haltbarkeit, leichtes Verfilzen im Fussbereich der Socken waren für die Leute genauso normal wie Handwäsche.
Kuscheligkeit und der Komfort spielten allerdings keine Rolle – wie frühere Generationen sicher bestätigen würden. Heute findest du diese Garne noch in Trachtenstrümpfen und traditionellen Norwegersocken. Zur Zeit erleben auch rustikale Tweedgarne eine Art Renaissance für derbe Stiefelsocken und Hausstrümpfe.
Für (Tierhaar-)Allergiker und Leute, die keine Tierhaare verstricken möchten, gibt es inzwischen immer mehr Angebote. Baumwollmischungen mit Viskose, Bambus und Seide müssen nicht mehr wie die Stecknadel im Heuhaufen gesucht werden.
An dieser Stelle eine Warnung:
Solltest du auf Tierhaare in deinem Sockengran verzichten müssen, achte auf einen hohen Anteil von Baumwolle bzw. Viskose (Lyocell, Bambus, Modal). Sollte Wolle ‚nur‘ durch Polyacryl oder Polyester ersetzt sein, wirst du mit großer Wahrscheinlichkeit Schweißfüße bekommen. Kunstfasern haben eine lächerlich niedrige Feuchtigkeitsaufnahme im Vergleich zu Wolle oder Baumwolle. Kurzversion: Poly-Anteil maximal 50%!!!
Auch Strickerinnen, die es gerne superweich und edel am Fuß mögen, haben die Qual der Wahl zwischen Sockenwolle mit Alpaka, Yak oder Kaschmir. Oft geht die Weichheit aber zu Lasten der Haltbarkeit: Kaschmirsocken als Wandersocken funktioniert leider nicht.
Eine sehr praktische Variante ist die mit eingesponnenem Stretch-Faden (Polyester Elité), meistens 7-10%. Wo man früher noch einen extra Elasthanfaden mitlaufen lassen musste, bekommt man heute gute Elastizität gleich im Garn ‚mitgeliefert‘.
Mein Tipp:
Überlege dir vorher gut, wer und wie die Socken getragen werden. Denn es wäre einfach schade, wenn trotz des Aufwands, den du betreibst, die Lebensdauer der Socken nur kurz wäre (s.o.).
Die richtige Menge an Sockenwolle
Praktischerweise wird Sockenwolle oft in 100 gr- Knäuel verkauft, was ziemlich genau 1 Paar Socken ergibt. Diese grobe Mengenangabe gilt für fast alle Erwachsenen-Größen, bis Schuhgröße 45. Wenn du Kindersocken machst, dann sind eventuell sogar 2 Paar aus 100 Gramm drin. Gleich gut funktionieren zwei 50 gr- Knäuel, die sind inzwischen nur immer seltener zu finden.
Ein paar weitere Faktoren spielen beim Mengenverbrauch noch eine Rolle:
- Dein persönlicher Strickstil (wie lose oder fest du strickst)
- Das Socken-Design: Sneakersocken, klassische Wadensocke oder Kniestrumpf
- Das Muster der Socken: schon ein großer Bereich im Rippenmuster ‚schluckt‘ einfach viel mehr Wolle als glatt rechts gestrickt
- Noch stärker beeinflusst ein plastisches Muster mit Zöpfen oder Löchern den Verbrauch
- Fersenform: der Garnverbrauch verändert sich bei gleicher Sockengröße, je nachdem welche Fersenform du verwendest. Denn der Bereich, den die Sockenferse abdeckt, ist von Modell zu Modell und Fuß zu Fuß verschieden groß.
Besonders vielfältig ist das Angebot bei sogenannten Farbverlaufsgarnen. Mit unterschiedlichsten Färbetechniken entstehen bunt gemusterte Sockenwoll-Garne. Sogar ungeübte Strickerinnen können damit ziemlich ‚professionell‘ aussehende Socken hinbekommen. Das Ganze funktioniert meist in glatt rechts am besten oder mit Rippenmustern (1 Masche rechts- 1 Masche links oder 2 Maschen rechts- 2 Maschen links).
Worauf musst du überhaupt bei dieser Art von Sockenwolle achten, wenn da schon so viel Arbeit durch‘s Garn ‚erledigt‘ wird?
Wichtig ist, dass du für beide Socken die gleiche Laufrichtung (des Knäuels) hast. Also, entweder wickelst du (beim Stricken) das Knäuel von außen nach innen ab, oder von innen nach außen. Tust du dies nicht, kann es bei manchen Mustern zu einer Spiegelung im Farbverlauf vom rechten zum linken Socken kommen.
Das könnte dann so aussehen :

Damit die Musterung bei beiden Socken genau gleich ist, musst du dir den Farbverlauf als ganzen Rapport anschauen. D.h. welche Farben kommen in der Farbfolge nacheinander bis es sich wiederholt. Das funktioniert so ähnlich wie bei Tapeten- oder Stoffmustern.
Es gibt allerdings auch sehr lange Farbrapporte, bei denen sich das Muster praktisch erst am Ende eines Sockens wiederholt. Du findest deshalb oft Hilfsfäden oder Farbabschnitte in einer Kontrastfarbe mitten im Knäuel. Das bedeutet: Vorsicht, hier ist der Anfang für den zweiten Socken zu finden!
Bei den Farbverlaufsgarnen gilt: Probieren geht eindeutig über Studieren! Ob dein Sockenprojekt wirklich farblich genauso rauskommt, wie auf dem abgebildeten Muster, hängt von so vielen Faktoren ab. Manchmal ist das Ergebnis besser als erhofft, manchmal enttäuscht es.
Als Trost dient mir da meist:
Zeit- und Materialaufwand haben sich in Grenzen gehalten. Und anziehen kann man sie auch, wenn sie nicht ganz so hübsch aussehen (gut versteckt in den Schuhen)…
Die richtigen Stricknadeln für Socken
Nadelspiel
Das klassische Nadelspiel besteht aus 4 oder 5 Spielnadeln, die meistens 15-20 cm lang sind und vorne und hinten eine Spitze haben. Beim typische Sockenstricken wird mit diesem ganzen ‚Haufen‘ Nadeln gestrickt. Da es sich dabei oft um Metallnadeln handelt und diese in ständiger Bewegung sind, klappert es auch ganz ordentlich.
Das System dahinter ist allerdings recht einfach und erprobt und vor allem: ohne Naht! Vier (oder 3) Nadeln halten die Maschen des gestrickten Schlauches – und zwar in jeder Reihe/Runde die gleichen! Als Beispiel: die 3. Masche wird immer auf der dritten Stelle pro Runde sein, egal ob in der ersten Reihe/Runde oder in der hundertfünfzigsten!
Die freie Nadel im Nadelspiel dient zum Abstricken der Maschen, die nacheinander an der Reihe sind. Dadurch wechseln die Nadeln immer wieder ihren Platz, reihum – was man sehr schön sehen kann, wenn jede Spielnadel eine andere Farbe hat.
Perfekt ist das Nadelspiel für ‚kleine‘ Schläuche, denn ab ca. 30 Maschen pro Nadel wird’s eng auf den kurzen Nadeln. Dann steigt die Gefahr, dass Maschen einfach vom Ende (das ja eigentlich eine Spitze ist) herunterrutschen. Bei Socken hat man auf jeder Nadel zwischen 10 und 20 Maschen, je nach Fußgröße und Garnstärke. Das ist wirklich gut zu handhaben.
Ein anderer Punkt ist: die gleichmäßige Verteilung der Maschen lässt sich leicht anpassen. Egal, ob das Muster der Socken keinem 4-er Rhythmus folgt oder auch, wenn die Ferse gestrickt wird. Ohne lästiges Hin-und Hergeschiebe verteilst du die Maschen einmal um, so wie du es brauchst.
Ob es klappert oder nicht, ist inzwischen auch eine persönliche Präferenz, denn Nadelspiele gibt es in Metall, Holz, Bambus, Carbon usw. Wenn eine Variante dir nicht liegt, dann probiere eine andere aus!
Rundstricknadeln
Ja, du hast richtig gelesen: immer mehr Strickerinnen schwören auf Sockenstricken mit den allseits beliebten Rundstricknadeln. Der große und klare Vorteil gegenüber dem Nadelspiel: dass die Maschen von den Nadeln rutschen, kommt fast nicht vor.
Was spricht noch für Rundstricknadeln? Meistens hat man sie eh schon im Haus und hat sich an das Gefühl gewöhnt, damit zu stricken. Außerdem ist es leichter ersichtlich, dass man in Runden strickt, bzw. wo eine Runde anfängt und aufhört.
Das es bei Rundstricknadeln verschiedenste Varianten in Material, Form und Farbe gibt, brauche ich dir wahrscheinlich nicht zu erzählen.
Kurze Rundstricknadel
Mein erster Versuch, mit der kürzesten Rundstricknadel (40 cm) Socken zu stricken, war nicht erfolgreich. Die kurzen Nadelstummel passten nicht gut in meine großen Hände und das ständige Geschiebe der Maschen nervte mich so, dass ich schnell aufs Nadelspiel umstieg.
Für dich könnte das aber die beste Möglichkeit sein, Socken zu stricken. Bitte probiere es aus!
Heute gibt außerdem es ein paar pfiffige Methoden, die du mit normal langen Rundstricknadeln (meistens 60cm oder 80 cm Länge) umsetzen kannst.
Magic Loop
Du nutzt die lange Rundstricknadel und lässt aus dem Plastikteil der Nadel an einer bestimmten Stelle in jeder Runde eine Schlaufe (Loop) entstehen. Dann strickst du die Maschen bis an diese Stelle ab und ziehst die frei gewordene Schlaufe an einer anderen Stelle wieder auf.
Zwei Rundstricknadeln
Du teilst deinen Sockenschlauch gedanklich in 2 Teile und nimmst jeweils die Hälfte der Maschen auf eine Rundstricknadel. Dann strickst du immer abwechselnd eine Rundstricknadel mit der anderen ab. Im Grunde das gleiche Wechselspiel wie beim Nadelspiel, nur mit 2 anstatt 5 Nadeln: es gibt Haltenadeln und aktive Nadeln.
Sonderformen
Ein Zwitter sind die sogenannten Dreiecks- oder Trio-Nadeln. Sie versuchen den Spagat zwischen Rundstrick- und Spielnadeln. An jedem Ende der kurzen Nadel ist eine Spitze, der mittlere Bereich ist entweder gebogen oder mit einem Plastikkabel-Einsatz flexibel gestaltet.
Ob dir das Handling liegt, musst du testen. Allerdings wäre es besser, du probierst die anderen Varianten zuerst aus. Denn der Preis dieser Art Nadeln liegt deutlich über dem eines Nadelspiels oder der einer Rundstricknadel.
Neko Stricknadeln (Flex) Addi Stricknadeln (CraSy Trio)
Mein Tipp:
Vielleicht hast du bereits mehrere Methoden ausprobiert und bist nicht gut klar gekommen? Dann liegt es vielleicht am Nadelmaterial: Holznadeln sind leichter und warm in der Hand, im Vergleich zur klassischen Metallnadel.
Oder du hattest Schmerzen (wegen Verkrampfungen)? Dann wäre ein dickeres Strumpfgarn (Nadelstärke 4-5), die sogenannte 8-fach Sockenwolle einen Versuch wert. Bei derlei Problemen solltest du auch auf ganz unelastische Sockengarne aus Baumwolle oder Viskose verzichten.
Der Fuß – viele Variationen zum Thema Socken
Vielen Maßtabellen für Socken liegen die verschiedenen Schuhgrößen zugrunde. Du wählst aufgrund der (meist bekannten) Schuhgröße die nötige Maschenzahl aus und legst los. Zudem sind die Maschenzahlen so berechnet, dass der Wadenumfang und der Fußumfang gleich sind. Das ist für den ‚Durchschnitts-Fuß‘ vielleicht noch ok. Schwierig wird es, wenn die Fußform ‚außerhalb‘ der Norm ist.
Und das ist nicht negativ gemeint! Zu sagen, der Fuß läge mir am Herzen, wäre ein ziemlich albernes Wortspiel. Aber es gibt einfach so viele verschiedene Fußformen, die dann auch eine passende Sockenform benötigen!
Unterschiede, die bei gleicher Fußlänge möglich sind:
- Fersenbreite
- Fersenhöhe
- Spannhöhe
- (Vorder)Fußbreite
- Zehenlänge
- Wadenumfang
- Knöchelumfang
Wahrscheinlich kennst du das Problem nämlich schon vom Schuhkauf: längst nicht jeder Schuh oder Stiefel in deiner Schuhgröße passt. Die Gründe dafür sind in den genannten Varianten zu finden.
Wenn du also die Möglichkeit hast, Maße direkt am Fuß zu nehmen, tue das und notiere es. Am besten misst du mit Lineal und Näh-Maßband. Zusätzlich kannst du den Vorerfuß an der Kontur entlang auf einem Blatt Papier umfahren. So kannst du erkennen, welche Spitzenform am besten passen wird – nicht bei jedem ist der große Zeh auch der längste!
Wichtige Maße sind:
- Fußlänge
- Zehenlänge (damit die Spitze passt)
- Fußumfang am Vorderfuß (für den Vergleich zum Spannumfang)
- Spannumfang (für den Vergleich zum Fußumfang)
- Umfang Spann-Ferse (das wird die breiteste Sockenstelle)
- Wadenumfang (wichtig für den Sockenschaft)
Entsprechende Anpassungen kannst du dann relativ leicht umsetzen. One-size-fits-all funktioniert auch beim Sockenstricken nicht.
Ein typischer Männer-Fuß mit breiter Ferse und mittelhohem Spann fühlt sich in der klassischen Variante mit Käppchenferse wohl. Anders sieht es bei einem Teenagerfuß aus, der lang und schmal ist. Hier funktioniert oft eine Ferse mit verkürzten Reihen besser, weil die nicht so voluminös ist.
Solltest du keine Möglichkeit haben, den Fuß für dein Sockenprojekt zu messen, dann nutze die Durchschnittswerte. Du kannst auch Sockengarne mit Stretch-Anteil verwenden, denn die sind von Haus aus elastisch.
Und sorge durch viel Rippenmuster dafür, dass eine gute Dehnbarkeit vorhanden ist.
Mein Tipp:
Nutze das Rippenmuster 3 Maschen rechts, 1 Masche links für eine glatt-rechts Optik bei wesentlich besserer Dehnbarkeit und Sitz an Wade und Fuß.
TL; DR
Nun hast du hoffentlich ein gutes Verständnis dafür bekommen, welche Nadeln und welches Garn du für’s Sockenstricken brauchst. Nutze die breite Angebotspalette spezieller Sockengarne für deine Anforderungen. Finde die für dich beste Methode mit Nadelspiel, Rundstricknadeln oder sonstigem, um Stricken in Runden zu meistern. Und denke daran, wenn möglich, den Fuß richtig zu messen – damit deine Socken optimal passen.
Und jetzt bist du bestens vorbereitet für den nächsten Schritt…
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