Hast du selbst schon einmal schlechtsitzende Socken getragen?
Wenn du dir schon die Mühe machst, Socken selbst zu stricken, sollten sie doch gut passen, oder? Und bequem sein, damit sie gern und viel getragen werden.
Sonst ist es schade um die Arbeit, deine Zeit und das Garn.
Sorry, dass ich so mit der Tür ins Haus falle. Aber das hier ist mir wirklich ein Anliegen.
Ich finde es nämlich sehr schade, wenn die liebevolle Handarbeit in (d)einer dunkler Schrankecke verschwindet. Oder schneller verschleißt als nötig, weil sie zu weit ist.
Denn gerade Socken sind Kleidungsstücke, die im Gebrauch ordentlich „in die Mangel“ genommen werden.
Da wird im Schuh gerieben, an allen Ecken und Enden der Socken-Außenseite. Oder der warme Fuß dünstet Feuchtigkeit aus, die irgendwo hinmuss.
Außerdem landen Socken öfter als andere Stricksachen in der Wäsche. Von meiner Strickerinnen-Gruppe weiß ich, dass das hauptsächlich Waschmaschine bedeutet. Und sogar Trockner.
Also, du siehst: Socken kriegen eine Menge Verschleiß ab im Laufe ihres „Lebens“.
Worauf man bei Socken achten muss, darüber solltest du dir bereits vor dem Anschlagen der Maschen im Klaren sein. Und eine gute Passform sorgt auch dafür, dass das Sockenleben ein möglichst langes ist.
Darum geht es hier
Socken: Weite und Länge berücksichtigen
Lass uns mit dem Offensichtlichen starten. Damit die Socken gut passen, müssen die Länge und Weite des Sockens zum Fuß stimmen.
Falls du jetzt denkst, dass dir eine der vielen Socken-Maßtabellen alle Arbeit abnimmt, muss ich dich leider enttäuschen. Sicher, die darin verwendeten Erfahrungswerte sind ein guter Startpunkt. Aber eben kein genauer Routenplaner.
Und auch kein Passform-Garant. Denn jede Person strickt ein wenig anders und damit ist die Maschenzahl pro 10 cm auch individuell leicht unterschiedlich. Nur ein kleines Beispiel:
Die Vorgabe von 60 M anschlagen für Größe 38/39 geht davon aus, dass man mit 30 M pro 10 cm strickt. Also ist der Umfang 20 cm.
Wenn du allerdings „nur“ ein wenig lockerer strickst, also mit 28 M pro 10 cm, macht sich das schon bemerkbar. Denn der Umfang wird 1,5 cm größer. Am Lineal betrachtet, scheint das nicht viel zu sein.
Allerdings funktioniert, dass ein Socken an Ort und Stelle bleibt, über die Dehnung. Er wird auf den Fuß und den Unterschenkel gedehnt und muss sich zusammenziehen können, um zu halten.
Ist ein Socken zu locker, wird er genau das nicht tun: sich zusammenziehen.
Das ist einer der Gründe, warum Socken rutschen.
Noch ein Manko haben, meiner Meinung nach, die Socken-Maßtabellen. Sie gehen von Herr und Frau (und Kind) Durchschnitt aus. Und bei diesen Personen ist der Wadenumfang genau gleich wie der Fußumfang. Im Grunde strickt man also eine Art Schlauch, wie für ein Rohr, das um eine Ecke biegt.
Frage an dich:
Sehen deine Waden und Füße aus wie Rohre? Oder die der Person, für die du Socken strickst?
Sockenweite
Es kann auch Probleme geben, wenn das Verhältnis von Wade zu Fuß nicht passt. Also, wenn die Waden gut ausgeprägt und der Fuß schmal ist oder umgekehrt. Wenn du darauf nicht achtest, kann es zu so etwas kommen.

Darum kurz ein Maßband anlegen und messen, ob du an diesen Stellen etwas anpassen musst:
- Wadenumfang
- Knöchelumfang
- Fußumfang (Mittelfuß)
Stellt sich heraus, dass der Fußumfang geringer ist als der Wadenumfang, kannst du z. Bsp. Folgendes tun:
- nachdem die Ferse gestrickt ist, nimmst du Maschen zusätzlich ab
- beim Spickel nimmst du mehr Maschen ab, als du aufgenommen hast
Es kommt gar nicht selten vor, dass der Wadenumfang größer ist als (laut Tabelle) für die Schuhgröße angegeben. Dann schlägst du einfach mehr Maschen an und strickst den Schaft weiter.
Du musst dann nur darauf achten, dass du bis zum Beginn des Fußes diese überschüssigen Maschen, durch Abnahmen, wieder „losgeworden“ bist.
Oder die Waden sind zwar stark ausgeprägt, aber die Knöchel schmal. Dann müsstest du eigentlich eine auf- dem-Kopf-stehende Kegelform stricken und nicht eine zylindrische.
Grundsätzlich sind die Anpassungen nicht kompliziert, aber man muss ein wenig besser planen und rechnen.
Sockenlänge
Bei der Länge des Schaftes ist es deutlich einfacher. Mehr oder weniger Reihen zu stricken ist für die meisten schnell und einfach umzusetzen. So kannst du je nach Vorliebe, Jahreszeit und Musterung die „optimale“ Länge stricken.
Nicht ganz so einfach ist es, die richtige Länge des Fußteils zu ermitteln.
Warum?
Oft wird vergessen, dass sich der Socken ca. 7- 10 % (auf den Fuß) dehnen soll. Wenn die tatsächlich gemessene Fußlänge verwendet wird, ist der Socken somit zu lang gestrickt.
Das führt dann dazu, dass der Fuß im Socken herumrutscht. Das ist nicht nur unbequem, sondern auch unpraktisch. Denn die Socken-Ferse sitzt nun nicht an der Stelle, wo sie eigentlich sitzen sollte. Sondern viel zu weit oben.
Sockendetails festlegen anhand der Fußform
Wenn man Füße betrachtet, kann man sehen, dass selbst bei gleicher Länge vieles unterschiedlich sein kann.
- Fersenbreite
- Fußbreite (am Rist)
- Fußgewölbe
- Zehenverlauf
Und diese Unterschiede können in einer allgemeinen Socken-Maßtabelle nicht berücksichtigt werden. Du kannst das aber, wenn du Socken von Hand strickst.
Fersenform
Fersen sollte man sich einmal von hinten anschauen. Ist der Fersenballen im Vergleich zum Knöchel schmäler, gleich oder breiter? Und das ist nicht von vornherein klar. Es ist nicht immer der Fall, dass Männer breitere Fersen haben oder Frauen schmale.
Aus genau diesem Grund gibt es unterschiedliche Socken-Fersenformen. Das geht von der Bumerang-Ferse für schmale Fersen bis zur Tomatenferse für sehr ausgeprägte. Und gehe nicht davon aus, dass allen und jedem die viel besungene Käppchenferse gut passt. Tut sie nicht.
Fußbreite am Rist
Leider wird oft vergessen, an dieser Stelle zu messen. Und ich gebe zu, einfach ist es auch nicht. Allerdings habe manche Menschen einen sehr hohen Rist, also einen überproportional großen Umfang an dieser Stelle des Fußes.
Und da kann es dann zu Problemen kommen, weil die Socken-Ferse „zu eng“ ist. Dabei liegt’s nicht an der Ferse, sondern schlicht an zu wenig Material am Oberfuß. Ganz typisch tritt dieses Problem bei Socken mit Bumerangferse auf.
Wie du optimieren kannst? Über den Spickel, der in Höhe und Länge so angepasst werden kann, dass genug Material an der breitesten Stelle des Fußes vorhanden ist. Mehr Maschen aufnehmen als angegeben oder langsamer wieder abnehmen.
Zehenverlauf und Vorderfuß-Form
Ich sehe das erst, seit ich mich mit diesem Thema fürs Socken stricken beschäftigt habe. Und in diesem Schaubild sind sie exemplarisch gezeigt. Die verschiedenen Vorderfuß-Formen. Zehen, die nicht bei jedem Mensch gleich lang sind und in unterschiedlichen Längen-Konstellationen auftreten.

Darum passt entsprechend auch nicht jede Sockenspitze an jeden Fuß. Manche Füße sind im Zehenbereich abgerundet, manche eher spitz zulaufen. Oder sogar mit einem langen mittleren Zeh.
Die Auswahl der Spitze sollte also lieber von der Fußform bestimmt werden als davon, wie bequem sie dir von der Hand geht. Im Zweifel bist du nach einer Stunde damit fertig, der Socken-Träger oder -Trägerin hat sie viele Stunden am Fuß.


Ein Abnahmeschema anzupassen ist weniger schwierig als du denkst. Oft genügt es schon, ein paar wenige Reihen früher aufzuhören und dadurch die Spitze abzuflachen. Oder ein paar Reihen mehr zu stricken und den Socken spitz zulaufend abzuschließen.
Übrigens, sehr bequem wird es, wenn du für ägyptischen (egiptian) Zehenverlauf eine anatomische Sockenspitze strickst. Wie das geht, kannst du in diesem YouTube Video sehr gut sehen.
Wenn du diese sehr speziellen Änderungen nicht vornehmen möchtest, so gibt es doch einige andere Tricks für die Bequemlichkeit von Socken.
Socken-Tragekomfort erhöhen
Schauen wir uns die Bereiche an, in denen du durch kleine Modifikationen, die selbst gestrickten Socken komfortabler machen kannst.
Bündchen und Schaft
Angefangen beim Anschlag, der genauso dehnbar wie der Schaft sein sollte. Falls du noch keinen in deiner „Strickerinnen Werkzeugkiste“ hast, leg dir am besten eine Methode zu, wie man dehnbar anschlägt. Mein Favorit ist der alt-norwegische Maschenanschlag.
Oder du wählst eine Bündchenform, die ganz ohne Rippenmuster auskommt und darum schön locker ist, wie in diesem Beispiel.

Wir hatten schon weiter oben davon gesprochen, dass man beim Sockenschaft die Maschenzahl verändern kann. Je nach Wadenumfang und -form. Aber wenn die zu bestrickende Person nicht in der Nähe ist, kannst du dich behelfen.
Indem der komplette Schaft möglichst ELASTISCH ist. So können (bis zu einem gewissen Grad) Passform-Unterschiede kompensiert werden. Sehr gut hierfür eignen sich elastische Muster:
- Klassische Rippenmuster wie 1 M re, 1 M li oder 2 M re, 2 M li
- Gemusterte Rippen wie 3 M re, 1 M li oder 4 M re, 1 M li
- Andere Muster, die abwechselnd rechte und linke Maschen untereinander haben (wie in diesem Beispiel)

Bei unbekannten Wadenmaßen solltest du Vorsicht walten lassen, wenn es um wenig dehnbare Designs geht. Damit sind die typische Norwegersocken und auch einige Zopfmuster gemeint. Wäre doch schade, wenn es zu eng zum Anziehen wird.
Fersenbereich
Hast du schon einmal von Fersenverstärkung bei Socken gehört? Es gibt verschiedene Möglichkeiten, so etwas zu machen. Kurz gesagt sorgst du dafür, dass sich Füße, Socken und Schuhe nicht gegenseitig das Leben schwer machen.
Die Verstärkung sorgt nämlich einerseits dafür, dass der Fuß an empfindlicher Stelle vor Reibung und Druck durch den Schuh geschützt ist. Aber die Polsterung sorgt andererseits auch dafür, dass der Socken nicht so schnell durchscheuert.
Die einfachste Methode ist die mit dem „Beilauffaden“. Bei klassischen Sockengarn-Qualitäten meist in den gleichen Unifarben im Angebot wie die Sockengarne. Damit wird’s stabil und lange haltbar. Aber leider auch ziemlich fest.
Anders bei der Möglichkeit, über Hebemaschen die Fersenwand zu mustern. Waben- oder Streifenmuster ergeben eine weiche Polsterung und interessante Optik. Dadurch, dass du kein zusätzliches Garn benötigst, bleibst du flexibler.


Prinzipiell kannst du, ähnlich wie die Ferse, auch den Spitzenbereich verstärken.
Ein weiteres Plus der Verstärkungen:
Die Socken werden als besser wärmend empfunden. Vor allem bei den Hebemaschen-Musterungen, weil hier kleine Luftpolster entstehen.
In seltenen Fällen werden Musterungen bzw. Verstärkungen auch an der Fersen-Seite gemacht. Wie sich das auf den Tragekomfort auswirkt, habe ich selbst noch nicht ausprobiert. Könnte aber noch kommen.

Sohlenbereich
Meistens verzichtet man darauf, Socken-Musterungen an der Sohle fortzuführen. Wer guckt da schon hin? Plastische Muster werden zudem als unbequem und störend empfunden.
Trotzdem ist gerade diese Stelle sehr gut für Polsterungen geeignet. Wenn du richtige Wandersocken besitzt, weißt du, was ich meine. Viele Varianten gibt es nicht, denn es soll bequem bleiben und die Fußsohlen sind empfindlich.
Die einfachste Methode ist das Umdrehen. Für den Sohlenbereich werden die Maschen links gestrickt, damit die rechte, glattere Seite innen am Fuß anliegt.
Oder du kannst Rippenmusterungen nehmen, die den Sohlenbereich etwas straffer an den Fuß ziehen. Oder du nutzt die oben erwähnten Hebemaschenmuster.


Fazit
Selbst gestrickte Socken sind anpassbar. Wenn auch nicht maßgeschneidert, so doch „maßgestrickt“ für eine bestimmte Person. Es gibt eine ganze Reihe von Möglichkeiten, die Passform an den Fuß des Trägers oder der Trägerin zu adaptieren.
Socken-Maßtabellen können der Startpunkt sein, allerdings enthalten sie Durchschnittswerte, die nicht für jeden stimmen. Nutze lieber tatsächlich gemessene Maße, falls irgend möglich.
Um ausreichend Dehnung bei Socken zu bekommen, kannst du mit geeigneten Mustern stricken. Das ist auf jeden Fall besser, als sich lediglich auf die Elastizität des Garnes zu verlassen. Und langlebiger.
Bist du jetzt neugierig geworden auf mehr Informationen zum Thema Socken stricken? Wenn du dich nicht so recht ranwagst oder Ideen suchst, dann schau unbedingt hier vorbei:
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Mimi meint
Hallo Beatrix,
leider kann ich die o.a. Checkliste immer noch nicht als PDF herunterladen. Auch kann ich dem Link – „ja, ich möchte mehr erfahren“ nicht folgen, denn man landet auf einer Error Seite. (Ich bin bei Depot eingeloggt).
Bitte daher um Zusendung der Sockenstrickinfos als PDF und auch um Infos, wann es einen Sockenstrickworkshop gibt.
Danke und liebe Grüße,
Mimi