Jeder Handwerker weiß, was viele Handarbeiter nicht wahrhaben wollen: gute Werkzeuge sind eine Notwendigkeit, du brauchst sie wirklich! Kein Luxus, keine Geldverschwendung und schon gar kein „wäre nett“. So ist das auch beim Ausarbeiten und Fertigstellen deiner Strickprojekte!
Ich erinnere mich an eine Ausstellung über Pfahlbauten und das Leben der damaligen Menschen. Sie nutzten bereits Äxte, die so leichtgewichtig und gut zu bedienen waren, dass heutige Forscher nur staunen. Sie waren sich offensichtlich der Tatsache bewusst, dass die menschliche Kraft begrenzt ist. Darum fanden sie schon in grauer Vorzeit sinnvoll, effiziente Werkzeuge einzusetzen.
Ich denke, wir unterschätzen das heutzutage immer noch – vor allem bei unserem Hobby. Hast du schon einmal die vielen Stunden zusammengezählt, die du strickender Weise verbringst? Wenn du an die 20 Stunden wöchentlich herankommst, reden wir schon von einem ‚Halbtagsjob‘!
Darum sollten wir auch beim Stricken alle Arbeitserleichterungen nutzen, die wir bekommen können. Und dazu gehört, dass wir gute Arbeitsgeräte und Werkzeuge verwenden.
Gut heißt hier „wertvoll“, im Sinne von: es erfüllt seinen Zweck. Und das Ganze zu deiner vollen Zufriedenheit und so, dass du viele Jahre daran Freude hast.
Was brauchst du nun an Werkzeugen, um aus deinen gestrickten Ärmeln, Vorder- und Rückteilen deinen neuen Lieblingspulli zu machen? Oder ein Geschenk für deine Familie oder Freunde?
Darum geht es hier
Stopf und Stick-Nadeln
In diesem Fall geht es um Nadeln zum Vernähen und Zusammennähen – sprich um Stopf- oder Sticknadeln. Im Prinzip reicht eine Nadel mit einer abgerundeten Spitze und einem großen Nadelöhr.
Aber ganz so einfach ist es doch nicht – genauso wenig, wie du (höchstwahrscheinlich) nur eine einzige Strick-Nadel in Stärke 4 hast. Warum? Weil man für verschiedene Einsatzzwecke auch verschiedene Nadeln braucht.
Abgerundete Spitze oder doch spitz zulaufend?
Allgemein werden abgerundete Spitzen empfohlen, weil beim Vernähen von Strickteilen meist zwischen den Maschen und dem Garn gearbeitet wird. Die abgerundete Spitze rutscht gut an den Maschen vorbei, ohne das Garn aufzusplitten. Beschädigte Garne werden während des Tragens schneller durchscheuern und zu Löchern.
Darum empfehle ich dir an dieser Stelle: Bitte verwende keine scharfen Spitzen, deinem Strickprojekt zuliebe! Abgerundet ist richtig.
Gerade Spitze oder gebogene (gekröpfte) Spitze
Auch hier gibt es eine klare Empfehlung von mir:
Ausprobieren! Denn es kommt auf dich und deine Arbeitsweise an. Hältst du das Strickteil in der Hand beim Zusammennähen? Oder liegt es flach vor dir auf einem Tisch? Und welches Garn ist gerade im Einsatz?
Für mich hat die gekröpfte Spitze bis jetzt nicht funktioniert, aber ich probiere es immer wieder aus. Hast du eine Vernäh-Technik, bei der die gebogene Spitze unschlagbar ist? Das könnte der Fall sein, wenn du deine Strickstücke flach vor dir auf einer Tischplatte liegend, zusammen nähst.
Nadelöhr-Größe
Die Größe des Öhrs ist auch so eine Sache. Du kannst wahrscheinlich den Faden durch ein etwas zu kleines Öhr quetschen, denn die meisten Strickgarne machen das mit. Wenn du allerdings sehr viele Fäden zu vernähen hast, verlierst du dadurch jedes Mal ein bisschen Zeit…und das summiert sich.
Es kann das Fass leicht zum Überlaufen bringen, wenn du das Vernähen eh nicht gerne machst. Erleichtere dir die Arbeit und wähle immer ein großzügig bemessenes Öhr.
Material
Genauso ist es mit den Sticknadeln, oder Stopfnadeln. Lege dir ein Sortiment zu und probiere verschiedene Materialien aus. Es gibt die klassichen Metallsticknadeln, mit runder Spitze und relativ großem Öhr. Oder welche aus farbigen Aluminium, deren Farbe eine visuelle Hilfe beim Vernähen sein kann. Es gibt sogar Kunststoffnadeln, die besonders leicht und glatt sind.
Mein Tipp:
Nicht jede Sticknadel eignet sich gleich gut für jedes Garn. Bei jedem Strickprojekt ändern sich Garnoberfläche, Haarigkeit, Zusammensetzung und Dicke und dem sollte dich die Vernähnadel anpassen. Merkst du, dass es beim Vernähen hakt und zieht, probiere erst mal eine andere Sticknadel aus, bevor du aufgibst!
Schere und Fadenschere
Eine gute Schere mit einer sehr feinen Spitze solltest du dir auf jeden Fall anschaffen. Und sie auch für nichts anderes verwenden: nicht für Papier, Pappe, Leder schneiden. Gute Qualität und gute Behandlung machen aus deiner Schere ein Werkzeug für viele Jahre.
Du benötigst sie u.a. für das saubere und scharfe Abschneiden von Fäden damit diese nicht auffransen. Ebenso zum Abschneiden von Knoten im Garn und Verhedderungen, die sich mehr nicht lösen lassen. Aber auch zum Aufschneiden von Steeks – gestrickte Übergänge, die nach dem Stricken durchgeschnitten werden.
Während meines Studiums bin ich beim Erst-Praktikum auf die Fadenschere aufmerksam geworden und liebe sie seither. Es gibt nichts Besseres, wenn ich schnell viele Fäden kürzen muss!
Sie schneidet ähnlich wie eine Schere, nur dass du deine Finger nirgends einfädeln musst. Du hältst sie in der Handfläche und drückst die Federung zusammen. Und schnipp, der Faden ist ab!
Ich halte beide für notwendig und wichtig, und es lohnt sich, in gute Qualität zu investieren.
Anders als bei den Nadeln kannst du hier auf Menge verzichten. Im Grunde reichen dir als Strickerin eine gute Schere und eine Fadenschere für viele Jahre (bei gelegentlichem Nachschärfen).
Wie geht es dir denn bei diesen vielen verschiedenen Arbeitsschritten, die du beim Ausarbeiten und Fertigstellen „abarbeiten“ musst? Wie wäre es mit einer Checkliste, damit du den Durch- und Überblick behältst?
Spannen und Trocknen
Noch ein „rotes Tuch“ unter Strickerinnen: feucht spannen und trocknen lassen. Dabei ist das eine Wunderwaffe beim Ausarbeiten!
Selbst wenn du wenig Zeit hast, solltest du dir das nicht entgehen lassen! Du kannst mit ein wenig Fingerspitzengefühl, ein paar Handtüchern und speziellen Stecknadeln noch so einiges optimieren oder sogar retten. Und dafür fällt das Zusammennähen viel leichter. Und die Optik ist unvergleichlich, wie aus dem Ei gepellt.
Übrigens:
Ich teile das Argument nicht, dass nicht ordentlich gespannt werden kann, weil zu wenig Platz ist! Denn dafür wird auch nicht mehr Platz benötigt als fürs Wäschetrocknen. Hast du wenig Platz? Dann nutze gute, dicke Spannmatten. Sie sind stabil genug, dass du ein Strickteil stehend bzw. gegen eine Wand gelehnt trocknen kannst.
Handtücher oder Spannmatten
Unverzichtbar sind Handtücher und sicher in jedem Haushalt vorhanden. Sie sollten möglichst hell, ungemustert und gut gebraucht sein (also mehrfach gewaschen). Dadurch besteht keine Gefahr, dass die Handtücher im nassen Zustand auf die Strickteile abfärben.
Du kannst die einzelnen Teile direkt darauf spannen, wenn die Handtücher mehrfach gefaltet sind. Und das Trocknen funktioniert ähnlich einfach: am besten flach über einem Wäscheständer.
Es gibt viele Spartipps, um keine teuren Spann-Matten kaufen zu müssen. Da werden Spielzeug-Puzzlematten, Trittschalldämmung, Fallschutzfliesen u. v. m. vorgeschlagen. Außer man hat diese schon im Haus, sehe ich beim Preisvergleich keine Ersparnis zu den überall erhältlichen Spannmatten für’s Stricken und Häkeln.
Wenn du also für deine zukünftigen Strickprojekte eine gute Unterlage fürs Spannen haben möchtest, empfehle ich dir einen Satz dieser Matten, die du in beliebiger Art und Weise zusammensetzen kannst. Sehr praktisch sind die mit einem 10 cm-Blockraster, vor allem, wenn du genau arbeiten möchtest.
Du findest sie im Internet auch unter dem Begriff „blocking mats“. Oder im gut sortierten Wollgeschäft deines Vertrauens.
Mein Tipp:
Wenn du das zu spannende Strickteil nicht direkt auf die Kunststoffmatten legen möchtest, nutze die Sandwich-Technik. Zuunterst die Matte, darauf ein dünnes Handtuch oder Geschirrtuch und erst darauf das Strickteil. Dadurch trocknet es besser.
Nachteil: das Raster der Spannmatten wird verdeckt.
Nadeln zum Spannen
Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten für deine Nadelauswahl, von einfach bis ganz speziell.
Am wichtigsten ist, dass die Spannnadeln aus rostfreiem Material bestehen. Da sie relativ viel Feuchtigkeit bekommen, kannst du sie sonst nach kürzester Zeit wegwerfen. Oder noch schlimmer: deine Strickteile haben am Rand Rostflecken!
Du kannst Stecknadeln mit Glasköpfen verwenden (da diese die Wärme eines Bügeleisens aushalten sollten), bitte KEINE Kunststoffköpfe. Nachteil dieser Variante: optimalen Halt können die relativ kurzer Schäfte der Nadeln nur bei dünnen Gestricken geben.
Wenn du es etwas spezieller und hochwertiger möchtest: es gibt extra Strick-Spannnadeln, die wegen ihrer Form auch T-Nadeln genannt werden. Sie können auch mit dickeren Teilen umgehen und lassen sich ohne Probleme überbügeln, da sie komplett aus Stahl sind.
Für längere, gerade Strecken eignen sich sogenannte Kamm-Nadeln. Sie sehen aus wie die Zinken eines Kammes und ermöglichen ein sehr schnelles und gleichmäßiges Spannen von geraden Strick-Außenkanten. Optimal für Seiten- und Ärmelnähte oder rechtwinklige Teile.
Zum Schluss möchte ich dir noch die nicht sehr bekannten Spanndrähte vorstellen. Vor allem, wenn du gerne Tücher oder Schals in Lacemustern strickst, eine sehr sinnvolle Anschaffung. Die Drähte werden durch die Strickteil-Ränder gefädelt und dann mit Nadeln gleichmäßig gespannt. Die Kante wird dadurch komplett gleichmäßig in Form gezogen – besonders bei feinen Garnen die schonendste Methode!
Bekomme bitte wegen den vielen Varianten keinen Schreck:
Fange mit den Stecknadeln an und sieh, wie weit du damit kommst. Solltest du sehr unzufrieden mit dem Ergebnis sein: nochmal nassmachen und eine andere Spannmethode ausprobieren.
Aufbewahrung
Ja, ich kann ein Lied davon singen. Wie oft habe ich meine Werkzeuge, angefangen von den kleinen Nadeln bis hin zur Schere gesucht … und nicht (gleich) gefunden. Aus dieser Situation heraus habe ich mir eine Frauen-Version einer Werkzeugkiste angelegt – man glaubt kaum, was für gute Aufbewahrungsideen es in jedem Baumarkt gibt.
Super funktionieren auch Aufbewahrungsboxen, die du im Supermarkt deiner Wahl findest. Hauptsache für dich praktisch und einfach zu organisieren.
Wichtig ist eigentlich nur:
Alles ist schnell und einfach wiederzufinden. Das gilt eigentlich für jedes Zubehör, dass wir uns für das geliebte Strickhobby angeschafft haben. Und guter Schutz vor Staub und Schmutz ist ebenfalls kein Fehler.
Zusammenfassend sind die nötigen Anschaffungen an Werkzeugen fürs Ausarbeiten recht übersichtlich:
- Stopf- und Sticknadeln
- Schere und/oder Fadenschere
- Glaskopf-Stecknadeln (rostfrei) und/oder die sogenannten T-Nadeln
- Handtücher
Alles Weitere sind Anschaffungen, die du erst im Laufe der Zeit, nach deinem Wissens- und Kenntnisstand, brauchen wirst.
Noch ein letzter Tipp:
Stimme dich aufs Ausarbeiten ein, indem du deine Werkzeuge zusammen sammelst und bereit legst! Ich finde, es hilft enorm, mit dieser leichten, überschaubaren Aufgabe zu starten. Sie ist einfach, jedoch gleichzeitig wichtig und notwendig für deinen Erfolg.
Und den wünsch ich dir sehr!
Und falls du dir diese Hilfestellung gerne in kompakter Form haben möchtest, könnte diese Checklisten-Sammlung das Richtige sein.
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made with Blümchen meint
Aaaah! Spannmatten mit Raster, wie genial! Ich besitze allerdings drei Packungen Puzzlematten ohne Raster, aus der Zeit als meine Kinder noch klein waren, die mir beim Spannen gute Dienste leisten. Besonders genial finde ich eben, dass ich die Spannunterlage modular zusammenstellen kann, je nach Form des zu spannenden Strickteils. Aber Spanndrähte kannte ich tatsächlich noch nicht! Danke für diesen äußerst nützlichen und praktischen Artikel! Liebe Grüße, Gabi
Beatrix meint
Ich habe sogar erfolgreiche Spannaktionen auf einem ollen Handtuch gesehen (allerdings noch nicht selbst ausprobiert). Solche Puzzlematten wie du erwähnst, hatten wir auch. Die sind allerdings damals auf der Baustelle „verbraucht“ worden😉 Spanndrähte stehen bei mir auf der Wunschliste, wenn ich mein erstes Lacetuch machen werde. Jaja, all diese wichtigen Anschaffungen – hört das wohl jemals auf!? Liebe Grüße zurück von Beatrix