• Home
  • Über
  • Angebote
  • Newsletter
  • Kontakt
  • Depot
  • Nav Social Menu

STRICKHELDINNEN

STRICKHELDINNEN

Ganz entspannt zur erfolgreichen Strickerin werden.

Kennst du schon Tweed als Garn zum Stricken?

Kennst du schon Tweed als Garn zum Stricken?

Garn-Grundwissen, Inspirationen

Kennst du diese Wolle mit den bunten Einsprengseln, auch Noppen genannt? Und wenn wir von Tweed reden, denken wir gleich: „Typisch britisch“. Erscheint vor deinem geistigen Auge auch das Bild einer Jagdgesellschaft, die in Tweed Jacken durch erika-bedeckte Hänge steigt?

Doch wusstest du, dass es außer den Stoffen auch wunderbare Garne zum Stricken gibt? Nach einigen visuellen Hinweisen (auf Pinterest) habe ich mich dann auf die Suche nach Tweedgarnen zum Stricken gemacht. Doch zurück zum Hauptdarsteller, dem Sinnbild für rustikale Outdoor-Aufenthalte schlechthin.

Tweed hat, wie vieles, das wir als typisch britisch bezeichnen, eine zeitlose Klassik. Die Farben, Musterungen und Kleidungsstücke verändern sich über viele Jahrzehnte wenig bis gar nicht. Was ich daran mag: meist modern, aber nicht modisch und daher bei mir über Jahre im Einsatz. 

Die Designs sind eigenständig, um nicht zu sagen einmalig. Wer weiß nicht, wie ein Schottenkaro aussieht? Oder ein typischer Tweed? Und „on top“ noch meistens outdoor-tauglich und deshalb nicht nur hübsch, sondern auch praktisch. Gerade das hat Charme, aus meiner Sicht als Handarbeitsfan.

Was ist Tweed eigentlich?

Traditionell kommt Tweed dort her, wo Schafhaltung zentraler Bestandteil des Broterwerbs ist. In Britannien ist das in den ländlichen,  sehr abgelegenen Gegenden der Fall: in Schottland und auf den vorgelagerten Inseln (auch Hebriden genannt) und Teile von Yorkshire. Nicht zu vergessen Teile der grüne Insel: Irland.  

Das Klima ist sehr rau, die Schafe kommen damit jedoch gut klar: durch die perfekte Anpassung ihres Felles. Die Wolle ist sehr wärme-isolierend und gleichzeitig weich und elastisch. Die Wolle enthält zudem einen hohen Wollfett-Anteil (Lanolin). Der sorgt dafür, dass die Schafe auch bei strömendem Regen nicht nass bis auf die Haut werden.

Diese ‚lokale‘ Wolle ist der Ausgangspunkt der Tweed Produktion seit Jahrhunderten und bis heute.

Für den Harris Tweed gelten beispielsweise diese strengen Regeln (aus dem Jahr 1993):

Harris-Tweed ist ein von den Insulanern von Lewis, Harris, Uist und Barra in ihren Heimen handgewebter Stoff aus reiner Schurwolle, die auf den Äußeren Hebriden gefärbt und versponnen wurde.“

– Harris Tweed Act

Bei Harris Tweed geht es also so weit, dass ausschließlich Wolle der Schafe, die auf den Hebriden-Inseln Lewis, Harris, Uist und Barra leben und geschoren werden, zum Einsatz kommen. Außerdem darf er nur von Insulanern in deren Häusern von Hand hergestellt werden. Und die Garne dafür werden auch ausschließlich auf den Inseln gefärbt und gesponnen.

Findest du gesponnen? Durch die Produktion zuhause oder in kleinen Produktionsbetrieben ist für die Inselbewohner ein wichtiges Zusatzeinkommen gewährleistet. Das ist nachhaltig und ressourcenschonend. Denn es gibt weder Industrie noch Landwirtschaft dort.

Schafe in Schottland: Woll-Lieferanten für Tweed

Echter Tweed ist immer aus 100% Schurwolle. Wieso sich im Laufe der Zeit kleine Mengen bunter Noppen in das Garn ‚eingeschlichen‘ haben, ist nicht geklärt. Zu Beginn waren es sicherlich dunkle Noppen (von dunklen Schafen), die im wollweißen Grundgewebe ins Auge stachen.

Die aus den Tweed-Garnen gewebten Stoffe nennt man ebenfalls Tweed, und beide Begriffe werden (leider) auch synonym verwendet…was zu Verwirrung führen kann.

Ungeklärt ist zudem die Herkunft des Wortes Tweed: einige behaupten, es käme vom schottischen Fluss Tweed. Andere sehen darin das im schottischen gebräuchliche Wort Tweel – wir sagen im Deutschen auch Twill dazu. Gemeint sind Gewebe in Köperbindung. Der typische Köpergrat lässt sich mit bloßem Auge gut erkennen: schau mal deine Jeans an.

Das spezielle Garn und die Bindung sorgen dafür, dass zum Schluss ein ganz besonderes Gewebe herauskommt. Es ist flauschig wärmend, temperatur-ausgleichend und sehr gut elastisch dehnbar. Perfekt für den Einsatz bei körperlicher Aktivität im Outdoorbereich. Wie beim sogenannte Tweed Sportsakko – nicht für‘s Joggen, sondern für Wandern, Jagen und Fischen.

Was ist das Besondere an Tweed?

Den typischen Vertreter des Tweed kennst du sicher: leicht flauschig mit anders-farbigen Noppen. Oder besser gesagt mit den Tweed-Einschlüssen, die auch ‚neps‘ genannt werden. Sie sind das wahrscheinlich auffälligste Merkmal, auch für den Laien.

Wie kommen die Noppen ins Garn?

Bevor die Wolle zu Garn versponnen werden kann, muss das Wollvlies gereinigt, auseinandergezupft und vergleichmäßigt werden. Die auseinander gezupften Teile nennt man auch Flocke. In diesem Stadium ist das Färben in Kesseln (früher wahrscheinlich Töpfen) ganz einfach.

Die eigentlichen Noppen entstehen erst nach dem Flocke-Färben, durch erneutes Zupfen und Mischen. Die Farben entstehen dabei so ähnlich, wie man die Farben eines Wassermalkastens mischt. Und wie bei Wasserfarben bekommt man mit wenigen Grundfarben eine Vielzahl von Farbtönen hin.

Wichtig ist, dass gleichmäßig gemischt und aufgelockert wird.  Auch heute wird das alles nach wie vor von Hand erledigt.

Erst dann wird das bunte Faden-Farben-Gemisch dem Hauptgarn direkt vor dem Spinnen zugegeben oder eingestreuselt. Wie bei Gewürzen reicht eine kleine Menge dabei sehr weit.

Vielleicht kannst du dir vorstellen, dass durch diese kleinen Noppen auch das Spinnen etwas behutsamer ablaufen muss. Damit die kleinen Neps gut mit den Fasern des Hauptgarnes verbunden sind, wird eine besondere, langsamere Spinntechnik verwendet.

Damit die Garne auch wirklich sehr gut haltbar sind, werden sie noch verzwirnt. Aus den einzelnen Fäden entstehen so 3-fach, 4-fach oder 6-fach Garne. Die spezielle Spinn- und Zwirntechnik ist langsam, sonst würde der Faden an den noppigen Stellen reißen. Das wirkt sich natürlich auch auf den Preis aus. 

Der Vorteil: die Tweed-Einschlüsse sind fest im Garn verankert und lassen sich nicht einfach herausziehen! Ein guter Test übrigens, wenn du überprüfen möchtest, ob das Garn vor dir ein hochwertiger Tweed ist. Aber bitte an einer unauffälligen Stelle probieren.  

Wie du siehst, braucht es viel Handarbeit und Weile, um Tweed herzustellen – was sich dann auch im Preis wiederspiegelt.

Woher kommen die heutigen Tweed Garne?

Nach wie vor wird Tweed in Gegenden produziert, in denen die Woll-Lieferanten, sprich die Schafe, in großer Zahl vorhanden sind. Vor allem, wenn diese Wolle direkt vor Ort weiterverarbeitet werden kann.

Die für uns Strickerinnen geeigneten Garne kommen nicht aus Schottland. Die dortigen Spinnereien sind auf Webgarne spezialisiert. Webgarne sind viel feiner und fester gedreht als ein Strickgarn.

Tweed Strickgarne kommen z. Bsp. aus Irland und werden dann als Donegal Tweed bezeichnet. Typisch sind die kräftigen Farben der Noppen, die oft im starken Kontrast zur Farbe des Hauptgarns stehen. (Mehr Infos von Studio Donegal, auf englisch)

Inzwischen gibt es auch kleinere Hersteller in Südengland, die ebenfalls nach dem ‚Tweed-Prinzip‘: eigene Schafe, eigene Wolle, eigene Spinnerei kleine Mengen an Tweed Garnen produzieren.

Vergessen sollten wir auch nicht die einheimischen „Klassiker“. Gerade bei Trachtengarnen werden Tweed-Varianten angeboten. Du siehst schon – das Landleben liebt Tweed, diesseits und jenseits des Ärmelkanals.

  • Bunte Tweedwolle geeignet als Garn zum Stricken
  • Trachtenwolle als Tweed geeignet als Garn zum Stricken
Tweed als Strickgarne: Studio Donegal, SOFT DONEGAL (links) und Schachenmayr TRACHTENWOLLE (rechts)

Italienischen Spinnereien nutzen bei ihren kreativen Einfällen oft noch andere Fasern für die Noppen: Viskose, Seide, Alpaka oder sogar Polyamid oder Polyester. Die Tweed-Optik kann durch den zusätzlichen Matt-Glanz-Effekt nochmal ganz anders und neu wirken.

Die sehr kreativen italienischen Spinnereien dort nutzen oft noch andere Fasern für ihre sogenannten Tweeds. Es wird mit Viskose, Seide, Mohair, Alpaka, aber auch mit Kunstfasern (Polyamid oder Polyacryl) gemischt.

Der Vorteil: die Tweed-Optik kann durch viele verschiedene Effekte wie  glänzend-matt, dick-dünn und Vielfarbeneffekte ganz anders und neu wirken. Der Nachteil: die Noppen sind oft nicht so gut eingebunden und haltbar wie bei Wolle.

Tweed nur als Optik

Natürlich gibt es noch sehr viel mehr Strickgarne die das Wort ‚Tweed‘ verwenden. Allerdings wird dabei nur auf die Optik abgezielt, diese leicht verwaschene farbige Oberfläche wie man sie bei Tweed-Stoffen sieht. Von weiter weg betrachtet kann man die Ähnlichkeit erkennen: die Farbmischung entsteht zu einem gewissen Grad eben auch.

Dazu werden verschieden-farbige Einzelfäden zu Zwirnen zusammengedreht. Im Strickteil verschwimmen diese Einzelfarben zu einem Mischton. In diesen ‚Tweed Garnen‘ wirst du aber meistens keine typischen Noppen finden. Der richtige Name ist eigentlich Mouliné oder Jaspé und nicht Tweed.  (siehe dazu auch hier, Schachenmayr )

Inzwischen  werden sogar Garne als Tweed bezeichnet, deren sanft-verwaschene  Vielfarbigkeit durch Bedrucken der Garnoberfläche erreicht wird.  Allerdings ist das Aussehen im verstrickten Garn verblüffend realistisch, darum möchte ich sie hier erwähnen. So hübsch diese Optik sein kann, Tweed im eigentlichen Sinne hältst du hier nicht in den Händen.  

Mein Fazit

Schurwolle und Tweed gehören zusammen. Einfach nur dem blumigen Namen auf der Banderole zu glauben, könnte dich in die Irre führen. Die Angabe der Zusammensetzung ist viel wichtiger als die Optik, wenn es um Tweed-Garne geht.

Möchtest du lokale, nachhaltige Herstellung unterstützen, solltest du vor allem auf die Herkunft des Strickgarnes achten.

Und wenn du am Ende dieser Mini-Serie (Garne im Teil 2  und Strickmodelle Teil 3 und 4) sagst: „Für mein nächstes Strickprojekt nehme ich echte Tweed Wolle“ – bin ich super happy 😃  


DIES IST DER ERSTE BLOGARTIKEL DER MINISERIE „TWEEDGARNE ZUM STRICKEN“

HIER KOMMST DU ZUM ZWEITEN BLOGARTIKEL IN DER MINISERIE

„Echtes Tweed-Garn zum Stricken und die Alternativen – die große Übersicht“

Related Posts:

  • Stricken im Urlaub: hast du etwas vergessen, verloren oder keine Lust mehr?
    Stricken im Urlaub: hast du etwas vergessen, verloren oder…
  • Das erste Jahr Strickheldinnen: meine Erkenntnisse fürs Stricken und Leben
    Das erste Jahr Strickheldinnen: meine Erkenntnisse fürs…
  • Echtes Tweed-Garn zum Stricken und seine Alternativen - die große Übersicht
    Echtes Tweed-Garn zum Stricken und seine Alternativen - die…

24. März 2021 · Leave a Comment

Vorheriger Beitrag: « Wolle Online Kaufen: Ganz einfach mit meinen besten Tipps (2021)
Nächster Beitrag: Graue Strickjacken- selbst gestrickt und perfekt für deine Grundgarderobe »

Leser-Interaktionen

Schreibe einen Kommentar Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Haupt-Sidebar

Suchst Du etwas bestimmtes?

Hallo, ich bin Beatrix

Wo möchtest Du stöbern?

  • Ausarbeiten und Fertigstellen
  • Garn-Grundwissen
  • Inspirationen
  • Maschenprobe
  • Socken Stricken
  • Tipps & Tricks

MASCHENPROBE

Bunte Maschenprobe auf Holznadeln

Möchtest du Hilfe bei der Umrechnung deiner Maschenprobe für eine Anleitung? Als Newsletter-Abonnent*in hast du darauf Zugriff – für 0 €!

  • Startseite
  • Impressum
  • Datenschutzerklärung
  • Kontakt

Copyright © 2023 by Beatrix Lischka-Schiele