Deine Garne richtig einlagern – Schutz vor Schmutz, Staub, Licht, Ungeziefer
Bist du gerade dabei, neu gekaufte Garne zu verstauen? Oder hast du nach deiner Garn-Inventur zwar einen Überblick, aber noch alles herumliegen? Vielleicht hast du auch ein wolliges Schädlings-Angriffsopfer, das dir erst jetzt, bei dieser „Entrümpelungsaktion“, aufgefallen ist?
Dann ist jetzt der ideale Zeitpunkt, über die Aufbewahrung und Lagerung deiner Garne zu sprechen. Die meisten dieser Tipps kannst du übrigens auch auf deine Stoffvorräte anwenden, falls du eine multi-interessierte Handarbeitsfrau bist. Einer angreifenden Motte ist es größtenteils egal, ob die Wolle im Strang, Knäuel, Strickpulli oder Webstoff vorliegt – schmecken tut’s in jedem Fall.
Bei mir war ein teurer Woll-Stoff zwar vor Motten gut geschützt durch Lavendel und Zedernholz. Aber nicht vor Mäusen…und das, obwohl wir zwei Katzen haben! Die besagte Mäuse-Mama fand nämlich, dass der dunkelblaue Wollflausch das ideale Kinderzimmer für ihren Nachwuchs wäre. Der Ärger war riesengroß, der Gestank auch. Eine Reinigung leider nicht mehr möglich. Lektion gelernt!
Also, bevor es ans Verstauen und Wegräumen der Garne geht, müsstest du dir erst mal zu diesen Aspekten Gedanken machen:
- WIE lagere ich meine Garne
- WO kann ich das erfolgreich umsetzen
- WAS sind die Bedingungen, die ich an diesen Vorratsplatz habe?
Du hast gerade keine Zeit für den ganzen Artikel? Dann kommst du hier direkt zur Zusammenfassung TL; DR (too long, didn’t read).
Darum geht es hier
WIE lagere ich richtig?
Luftige und offene Lagerung ist zwar für ein Wollgeschäft ideal, aber nicht für zu Hause! Im netten Wolleladen ist ja Sinn und Zweck, die Wolle anzufassen, anzuschauen und uns zum Kauf zu animieren.
Daheim wollen wir das Strickgarn unbedingt anders aufbewahren, denn bis zum „Anschlag“ (wieder so ein kriegerisches Wort) soll es ohne Schaden überdauern.
- Licht: direktes Sonnenlicht kann zum Ausbleichen (je nach Farbstoff) oder sogar zur Zerstörung der Fasern (z.Bsp. bei Seide) führen
- Staub und Schmutz: Schutz vor Schmutz: klar, keiner stellt seine Wollknäuel im Dreck ab. Aber feiner Schmutz, also Staub ist überall in der Luft … und das wissen wir nicht erst seit der Feinstaub-Debatte. Weit und breit setzt er sich ab, auch gerne auf unbenutzten Garnen, hauptsächlich auf den äußeren Lagen.
- Ungeziefer: wie gesagt, nicht nur die gefürchteten Motten, sondern auch andere Tiere können Garnknäuel mit einem geeigneten Nistplatz verwechseln. Ein paar Mottenkugeln für Wolle sind wirklich nur die halbe Miete.
- Stelle sicher, dass du neu erworbene Garne mit Woll-Anteil vor dem Verstauen bzw. Einlagern frostest. Am besten geht das in einer Zip-Lock Tüte, die du für 2-3 Tage in deinem Gefrierer aufbewahrst. Dadurch werden möglicherweise vorhandene Motteneier und -larven abgetötet.
WO lagere ich richtig?
Ich wette, viele Strickerinnen mit großen Garnvorräten hätten nichts gegen die Garnversion des begehbaren Kleiderschrankes. Doch bis dahin gibt’s andere brauchbare Alternativen.
Die gut verpackten Wollknäuel sollten am besten an einem gut zugänglichen Platz aufbewahren – schließlich wollen wir kein neues Geheimversteck! Essenziell bei der Wahl des richtigen Lagers ist, neben dem leichten und schnellen Zugang, vor allem Schutz vor Licht und Ungeziefern.
Hier sind einige Ideen und Fragen, die dir bei der Suche nach diesem Platz helfen können:
- Gibt es Räume in deinem Zuhause, die sich für ein Woll-Lager eignen?
- Wähle besser nicht die klassischen Lagerstätten wie Keller oder Dachboden, wenn der Zugang für dich schwierig oder zeitaufwendig ist!
- Gibt es einen großen oder mehrere, kleinere Lagerplätze?*
- Kann man ein bestehendes Möbelstück (Schrank, Kommode, Bettkasten) als Lager nutzen oder dazu umfunktionieren?
- Bei verschiedenen Alternativen, kann diese Entscheidungsfrage helfen: Ist dieser Lagerplatz für mich bequem jederzeit zu erreichen?
- Gehe auf die Knie: vielleicht ist unter dem Bett, Sofa, Schrank noch Platz frei?
- Veränderungen und Optimierungen sind später auch noch möglich: probiere aus!
*Wenn du, wie ich, mehrere kleinere Lagerplätze hast, habe ich einen kleinen Tipp. Ich notiere mir den Lagerplatz in meiner Garnübersichtsliste, denn dann bin ich schneller mit dem Wiederfinden.
WAS muss ich noch beachten?
Jetzt erst kommen die eigentlichen Garnverpackungen zum Einsatz. Denn was nützt es, schöne Aufbewahrungsboxen zu kaufen, die dann aber leider nicht in den Lager-Schrank passen.
Es gibt so viele gute und günstige Möglichkeiten, dass die Auswahl schwer fällt. Vielleicht lässt du dich inspirieren von meinen Favoriten, die ich alle ausgiebig und immer wieder nutze.
- Zip-Lock Gefrierbeutel mit Standboden (in 1l-, 3l- und 5l-Größe erhältlich)
- Wiederverwendbare Nachfüllboxen für Waschpulver (für kompaktere Garne z.Bsp. Baumwolle)
- Vorratsdosen aus diversen „Euro-Shops“
- IKEA Sammelboxen
- Schüttdosen für Müsli, mit geteiltem Deckel (perfekt, wenn du gerne Fair-Isle und anderen Viel-Farben-Musterungen strickst)
Bitte bedenke:
an meinem Lagerplatz habe ich bereits Schutz vor Licht! Also, wenn du an einem dunklen Ort lagerst, wie der Keller, Speicher/Dachboden oder ein Schrank, funktioniert das.
Sonst wären durchsichtige Behälter nicht geeignet!
Für schöne, preiswerte, teilweise sogar selber-gemachte Aufbewahrungsideen ist Pinterest ein guter Startpunkt. Hier geht’s zu meinem Board zum Thema Aufbewahrungsideen für Garne
Was ich dir an dieser Stelle auch noch sagen möchte:
Bitte widerstehe der Versuchung, deine Wolle in Körben zu lagern. Denn sie bieten kaum oder keinen Schutz vor Staub, Licht und im schlimmsten Fall Ungeziefern. Außerdem kommt es an den rauen Innenseiten bei Korbwaren schnell zu Fadenziehern. Und das will man weder im Garn noch im Strickstück haben.
Nun müssen nur noch die richtigen Größen (nicht schätzen – messen!) und Mengen der Aufbewahrungen bestellt oder gekauft werden. Setze noch zusätzlich auf deine Einkaufsliste:
- Etiketten (gut haftende, Größe ca. 3 x 5 cm) oder neutrales Papier
- Wasserfeste Filzstifte
- Klarsichthüllen
- Klebefilm
denn diese Dinge benötigst du für die Beschriftung der einzelnen Aufbewahrungsbeutel-/-dosen/-kisten.
Vielleicht ist dir beim Ausfüllen der Garn-Übersichtstabelle aufgefallen, dass es eine sogenannte Pos.-Nr. für jede einzelne Position gibt. Nun muss beim Beschriften deiner Aufbewahrungen nur diese Pos.-Nr. verwendet werden (eventuell auch mehrere).

Alle anderen Infos zu jeder einzelnen „Position“ kannst du dadurch ganz fix zuordnen:
- wie sieht das Garn aus, wie fühlt es sich an
- der Garnname (ggf. der Hersteller)
- die Farbe
- die angegebenen Nadelstärke(n)
- die Garnkategorie (die für dich Sinn macht)
- die Gesamtmenge (GesG) in Gramm
- die Gesamtlauflänge (GesLL) in Meter
Erkenntnisse und kritischen Gedanken – Was sind deine Kaufanreize?
Durch das Aufräumen und Aufbewahren ist dir vielleicht aufgefallen, wie viele Tüten, Boxen oder Kisten nötig waren, um alle deine Garne verstaut zu bekommen. Mir ging es jedenfalls so.
Und manchmal fällt es nich schwerer zu entscheiden, welche dieser Schätze nicht mehr bei dir bleiben sollen.
Je nach Menge deiner Garnvorräte, also deines Stash, können sich folgende Varianten ergeben:
Du hast ein zu kleines Garnlager
- keine oder wenig Auswahl an Garnen
- spontane Ideen können nicht umgesetzt werden
- du hast nicht genug Material für ein größeres Projekt
- du hast Kleinstmengen, mit denen du nichts anzufangen weißt
Du hast ein zu großes Garnlager
- Entscheidung, was das nächste Projekt ist, fällt schwer
- Überblick ist nicht vorhanden oder aufwändig
- Es kommt mehr dazu als verarbeitet wird
Dein Garnlager hat genau die richtige Größe
- ausreichend Garn für laufende oder geplante Projekte
- kleinere Mengen zum Ausprobieren und für spontane Projektideen
- Überblick zu behalten ist kein Problem
Natürlich geht es hier um deine eigene Einschätzung. Ich glaube, am meisten hat man davon, wenn man diese Beurteilung sehr ehrlich mit sich selber macht. Nimm dir Zeit und Ruhe dafür.
Vor allem, wenn du dein Garnlager als zu groß einschätzt:
Jetzt ist nicht der Zeitpunkt für Vorwürfe oder ein schlechtes Gewissen. Sondern gratuliere dir, denn du bist die Besitzerin eines ansehnlichen Garnschatzes! Und Hand aufs Herz: reicht das Material, um dich auf Jahre hinaus beschäftigt zu halten? Ich musste diese Frage ebenfalls mit Ja beantworten.
Kaufanreize, Kaufauslöser, Kauftrigger
Darum jetzt der Schritt zur echten Garn-Einsicht: so will und kann man ja nicht weitermachen, oder? Die Verlockungen, das süße Säuseln der Garne im Wollgeschäft , die fantastischen Farben des handgefärbten Garnes – was sind deine Kaufauslöser und Kaufanreize: also deine Kauftrigger?
Wenn du dich jetzt ertappt fühlst, keine Sorge. Dieses sehr interessante Thema werde ich in Zukunft immer wieder aufgreifen, darum solltest du dich unbedingt in meinen Newsletter eintragen. Das kannst du am Ende dieses Artikels.
Erst wenn wir diese erkennen und bewusst vermeiden können, wird aus einem Stash, der uns wie ein Klotz am Bein hängt, wieder ein echter Garnschatz!
Vielleicht entdeckst du unter den folgenden Beispielen deine(n) Kauftrigger:
- Sonderangeboten und saisonale Schlussverkäufen kann ich schlecht widerstehen
- Ein spezielles Modell in einer Zeitschrift gesehen, dass ich sofort nachstricken will
- Farbe oder Mehrfarbigkeit einer Wolle spricht mich spontan an
- In einer bestimmten Jahreszeit / Monat bekomme ich oft Lust, etwas zu Stricken
- Bei guter / schlechter Laune tröste und belohne ich mich mit Wolle
- Von Garnklubs und KALs lasse ich mich gerne zum Stricken animieren
- Für besondere Anlässe (Feste, Urlaub) brauche ich oft etwas Neues zum Stricken
- Der Besuch des nahegelegenen Wolleladens ist für mich wie ein kleiner Urlaub
- Jede Wolle, auch wenn sie mir eigentlich nicht gefällt, stellt für mich einen Wert dar
Diese Liste ist sicher nicht vollständig, aber falls du bei einem oder mehreren Punkten genickt hast – bist du jetzt schon auf der richtigen Spur! Prüfe vor dem nächsten Kauf, ob da ein Trigger an dir zieht, oder ob du ganz konkret überhaupt Zeit, Lust, Platz und Geld für die neue Wolle hast.
Vielleicht hast du auch in der Vergangenheit einfach durch Zeitmangel oder gesundheitsbedingt aufgehört zu stricken. Dann wärst du nach Durchsicht und Ausmisten deiner Alt-Bestände in der Position, ganz frisch und neu in dein Hobby einzusteigen. Waren deine Vorräte gut gelagert, dann stellst du bestimmt fest, dass etwas dabei ist, mit dem du direkt starten kannst.
Tipps zum Schluss: das Ende ist der Anfang
Vielleicht hast du jetzt beim Lesen gemerkt, dass dir ganz viele Gedanken im Kopf herumschwirren. Aus Erfahrung kann ich sagen, dass jede Umsetzung ihre Zeit benötigt, also lass es mal schwirren.
Wichtig ist, dass du entscheidest, was du mit dem Stash machst. Dann testest du, ob es funktioniert. Und änderst, was nicht klappt. Regelmäßig!
Mache dir unbedingt wiederkehrende Vermerke oder Termine im Kalender deiner Wahl, an denen du einen „kurzen Blick“ auf deinen Stash wirfst. Das könnte eine Kombination sein aus: Garnübersicht durchblättern und anschließend aktuell interessante Garne hervorholen.
Noch ein allerletzter Tipp:
Lege dir eine spezielle ‚Reste-Sammel-Kiste‘ an! Hier sammelst du übrig gebliebene Garne (bitte Etiketten aufbewahren!) jeweils in einer separaten Tüte für den späteren Gebrauch. Und streiche dann den entsprechenden Eintrag in deiner Garnübersicht….sonst suchst du später vergeblich danach.
Ich wünsche dir viel Spaß und Erfolg dabei, deine Garne gut unterzubringen!
Liebe Grüße
Beatrix
TL;DR
Um deine Garne gut zu verstauen, ist der Gedanke an den Schutz deiner Materialien vor Umwelteinflüssen wichtig. Der Schutz vor Licht und Staub sollte an erster Stelle stehen. Viele Probleme mit Verschmutzung und Beschädigung lassen sich mit einfachen Mitteln vermeiden. Nutze dafür bereits vorhandenes und ergänze an Behältern, was fehlt.
Verpacke und lagere nur ein, nachdem du dir die Infos zu jedem Garn schriftlich notiert hast. Mache dir Termine für regelmäßige Checks deiner Garnbestände.
Hast du gefühlt einen zu großen Garnvorrat (Stash)? Dann überprüfe doch einmal deine Kaufanreize und -auslöser, deine Kauftrigger.
Viel Erfolg dabei!
Deine Beatrix
Wie wirst du für dich selbst sicherstellen, dass deine Garnschätze nicht mehr in Vergessenheit geraten? Berichte doch mal, wie es dir mit diesem Projekt ergangen ist. Oder hast du noch eine gute Idee, die du teilen möchtest? Dann schreib das doch bitte in die Kommentare.
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