Welche von uns Strickerinnen kennt das nicht – die Freude, ganz neue Wolle in den Händen zu halten. Fast so schön wie Weihnachten!
Sei es aus einem Impulskauf heraus – die Wolle ist jetzt so günstig wie noch nie, weil ….
Oder wie es oft bei mir ist. Ein Foto, gesehen in einer Strickzeitschrift, inspiriert mich und schwups, gleich ist die passende Wolle dazu bestellt …
Vielleicht bist du auch Mitglied in einer der vielen Strick-Communitys und dort gibt es einen neuen KAL (Knit-Along oder virtuelles Mit-Stricken)! Da möchtest du unbedingt mitmachen und brauchst dafür Wolle, die (natürlich oder leider) nicht in deinem Vorrat vorhanden ist.
Und dann:
kommt das Leben dazwischen. Die Inspiration verblasst, der Schwung geht verloren …
Der Frühling naht unerwartet, und es drängt einen eher nach draußen, als mit dickem Garn einen Winterpullover zu stricken. Oder der Winter klopft an, und das Baumwoll-Top wird für die nächsten sechs Monate nicht gebraucht.
Die bestellte Wolle sieht ganz anders aus als auf dem Foto, aber sie ist trotzdem viel zu schön zum Zurückschicken.
Wenn man feststellt, dass man sich wieder mal hat hinreißen lassen, schlägt oft genug das schlechte Gewissen zu: „Eigentlich hätte ich das gar nicht kaufen dürfen!“
Und schon verschwinden unsere Garn-Schätze in den Untiefen des Hauses oder der Wohnung. Im Keller, im Gästezimmer, in Körben, Boxen, Schubladen oder Schränken. Unter dem Bett, Sofa, Sessel … mir würden noch hundert weitere Verstecke einfallen.
Und das ist so, so schade.
Darum geht es hier
1. IST-Zustand – das große Unbekannte
Deine Garnvorräte sind im Grunde Gefühle und Energie in gesponnener Form.
Wolle und überhaupt alle Garne sind für Strickerinnen oft genug materialisierte Emotionen: Begeisterung, Freude, Schönheit, Erinnerungen (gute und schlechte), Kompromisse (auch faule) und sogar Versagen, Frust und Traurigkeit.
Dabei liegt ein großes Potenzial für Hoffnung und fast unbegrenzte Möglichkeiten in diesem, deinem (geheimen) Lager an Strickgarnen. Ich finde den im Englischen gebräuchlichen Ausdruck STASH da sehr passend.
Ursprünglich wurden so in Kriegszeiten angelegte, geheime Munitionslager bezeichnet – und irgendwie haben unsere Garnvorräte damit sehr viele Gemeinsamkeiten, denn sie sind …
… geheim oder zumindest nicht leicht aufzufinden
… überlebenswichtiger Nachschub für schlechte Zeiten
… bergen das Problem der Explosionsgefahr (in unserem Fall eher im übertragenen Sinn)
… oft zu großzügig angelegt (man weiß ja nie …)
… geraten nach der ganzen Aufregung in Vergessenheit und rotten still vor sich hin
Genauso wenig, wie du dein Geld in der Matratze hortest, solltest du das mit deinen Garnvorräten tun. Und ich glaube, dass wir mit dieser Einstellung ein neues Licht auf unseren Stash werfen sollten.
Warum der ganze Aufwand?
- durch (jahre-)lange Lagerung altert das Garn, denn es ist den Einflüssen von Staub, Licht, Abbau von Chemikalien und Farbpigmenten oder Schädlingen ausgesetzt
- wegen der Alterung verlieren Garne an Wert (außer es wird zur Antiquität)
- dir entgehen Freude und Spaß, die du beim Verstricken hättest
- es entsteht nichts Schönes oder Nützliches daraus (es bringt sozusagen keine Zinsen)
- du hast keinen Überblick, welche Schätze da schlummern
- schöne Wolle kann sogar als Deko-Objekt genutzt werden (wenn es zum Stricken zu schade ist)
Darum habe ich mir einen Ablauf überlegt und getestet. Wenn du magst, kannst du dir diese Checkliste dazu holen. Als Newsletter-Abonnentin findest du sie direkt im DEPOT. Diese Entscheidungshilfe soll dich dabei unterstützen, den Durchblick bei deinem Stash, deinen Garn-„Juwelen“ zu bekommen.
2. Vorsortieren – der erste Lichtblick
Nimm dir die Zeit, um alle Ecken und Winkel nach gebunkerten Woll-Schätzen abzusuchen. Bei meinem ersten Versuch dabei hatte ich es viel zu eilig – und prompt einige „Lagerstätten“ übersehen, vergessen, verdrängt.
Lege ein zentrales „Zwischenlager“ fest – idealerweise einen Ort, an dem zumindest für eine kurze Zeit alles ausgebreitet und angeschaut werden kann. Warm, trocken und hell. Idealerweise kannst du alle deine Bestände dort zusammentragen.
Ist der Platz begrenzt, lege eine Reihenfolge fest, in der du deine Vorräte durchgehst. Sie sollte für dich Sinn machen: z. Bsp. eine Inventur im Frühjahr und eine im Herbst.
Noch ganz wichtig:
Lege Papier und Stifte bereit. Wenn Du magst, drucke als zusätzliche Hilfestellung die Entscheidungshilfe „Welche Garne ausmisten“ aus.
Das ans-Licht-bringen hat so viele Vorteile
- Vielleicht kommen Dir auch, wie mir, spontane Ideen für Projekte beim ‚Wiederentdecken‘ eines vergessenen Garnes
- Du kannst den Zustand deiner Vorräte visuell prüfen. Siehst du Verschmutzungen oder Staub? Ist die Farbe ausgebleicht? Hast du Löcher durch Mottenfraß entdeckt?
- Nimm die Wolle in die Hand und befühle sie. Durch lange oder falsche Lagerung kann sich der Griff ändern oder die Reißfestigkeit abnehmen.
- Auch wenn es albern klingt: schnupper mal daran. Manche Garne haben im kühlen Keller vielleicht Modergeruch angenommen. Oder die verwendeten Farbstoffe (und deren Fixierungsmittel) haben sich chemisch verändert und riechen seltsam.
- Eine ideale Gelegenheit, gleich zu entscheiden, was Du auf jeden Fall behalten willst. Bei welche Garnen und Farben kommt bei dir Freude auf? Beim Anblick welchen Garnes kribbelt es förmlich in den Fingerspitzen? Das landet dann in Kategorie TOPP – Haufen 1.
- Das andere Extrem: welche ‚Heuler‘, ‚Garnleichen‘ oder wie du sie nennst, willst du definitiv loswerden? Auch kleine Mengen unbekannter Qualität solltest du gehen lassen. Dies ist dann Haufen 2 – FLOPP.
Außerdem gibt es bei den meisten von uns noch Garne der HOPP Kategorie: gefällt mir, aber…
…ich weiß nicht (mehr) was das ist
…ich habe es geschenkt bekommen, habe leider keine Idee was ich damit anfangen soll
…ich habe nur wenig davon, weiß nicht was ich damit machen soll.
…eigentlich gefällt es mir nicht mehr, ist jedoch zu schade zum Wegwerfen.
HOPP bedeutet also: man muss der Wolle noch auf die Sprünge helfen. Doch keine Sorge – für viele dieser Probleme gibt es Lösungen.
3. Ausmisten – Ungewolltes loslassen
Nun ist schon eine Menge erreicht, auch wenn es nicht so scheint. Doch bereits diese Einteilung vorzunehmen, hilft enorm dabei, den nächsten Schritt zu gehen.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man nicht zu lange warten sollte, bis man seine FLOPP Garne loswird. Und das heißt – auch aus Nachhaltigkeitsgründen – NICHT unbedingt „ab in die Mülltonne“.
Viele Strickkreise, die für wohltätige Zwecke immer auf der Suche nach Material zum Stricken sind, nehmen Garnspenden an. Andere Möglichkeiten sind z. Bsp.:
- Diakonieläden u.a. kirchliche Einrichtungen
- Strickklubs der AWO (Arbeiterwohlfahrt)
- Seniorenheime, Kindergärten
- Kostenlose Kleinanzeigen (eBay Kleinanzeigen, Quoka, Shpock)
- Strickforen und Communitys (Handarbeitsfrau, Ravelrygruppen)
Besonders die Tauschidee finde ich sehr reizvoll, gerade wenn man viele ungeliebte und wenige geliebte Garne besitzt (schau mal hier bei Tauschgnom).
Ehrlich gesagt:
Mir fällt dieser Teil, das Ausmisten, selbst sehr schwer. Allerdings macht die Freude, die (für mich) FLOPP-Garne gut untergebracht und anerkannt zu wissen, den Aufwand absolut wert!
4. Mengen bekannter Garne berechnen – jetzt wird es greifbar
4.1. Garnmenge und Garnlänge
Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, die Garne „beim Namen“ zu nennen. Am besten hast du jeweils 1 Blatt Einzelübersicht pro Garn griffbereit oder du druckst sie dir spätestens jetzt aus.
Eine gute Hilfestellung sind als Einstieg die Etiketten oder Banderolen der Wollknäuel. Dazu findest du die entsprechenden Zahlen meist bei der Pflegekennzeichnung: Die Lauflänge (pro Knäuel), ist eine Angabe in m (Meter). Das Knäuel-Gewicht wird in gr. gr.(Gramm) angegeben und ist bei uns meistens 50 gr. oder 100 gr.
Allerdings haben wir in den seltensten Fällen nur vollständige Knäuel pro Garnqualität. Darum ist es notwendig, für jede Qualität die Menge, besser gesagt die Gesamtgewichtsmenge (GesG) und die dazugehörige Lauflänge (GesLL) zu bestimmen … und das ist gar nicht schwierig.
Aufgepasst: Es gibt da immer eine gewisse Toleranz!
Darum solltest du auch die vollständigen Knäuel noch einmal nachwiegen. Das konditionierte Gewicht wurde während der Garn-Produktion gemessen. Dort waren Temperatur und Luftfeuchte wahrscheinlich anders als in deinem Zimmer/Keller/Schrank.
Das hier genannte Beispiel ist eine Sockenwolle (75 % Wolle und 25 % Polyamid). Prinzipiell gilt das aber für alle Strickgarne, je nach Zusammensetzung, mal mehr oder mal weniger!
Wenn Du noch Genaueres darüber erfahren möchtest, schaue mal hier nach: https://schachenmayr.com/de/tips-tricks/faq/knaeuelgewicht
Wofür braucht man die Gesamt-Lauflänge (GesLL) überhaupt?
Sie wird z. Bsp. bei Ravelry fast immer bei den Designs als Mengenverbrauch angegeben, denn sie ist viel genauer und hilfreicher als das Gesamtgewicht (GesG). Vor allem, wenn du ein anderes Garn verwenden willst (oder musst) als das vorgeschlagene, kannst du dir damit ziemlich genau deinen Bedarf ausrechnen.
Was benötigst du dazu:
- Zollstab (Holz Meterstab)
- Lineal mit Milimeter-Markierung
- Wasserlöslicher, dünner Filzstift
- Kleine, scharfe Schere
- Küchenwaage bzw. Diätwaage mit Anzeige von 0,01 gr. (digital)
- Tacker und/oder Klebefilm
- Notizblock* & Stift
- *alternativ: ausgedruckte Seite der Garn-Einzelübersicht
Folgendes solltest du beim Wiegen und Messen beachten:
- Alle Wollknäuel pro Qualität und Farbe vor dem Wiegen ca. 24 h frei (ohne Tüte) und locker lagernd akklimatisieren. Wir wollen das nicht auf die Spitze treiben, aber zumindest wird so das Messen und Wiegen einigermaßen einheitlich.
- Beim Messen (der Länge und der WPI) kein Ziehen, Zerren oder schwungvolles Wickeln des Garnes! Wie ein rohes Ei muss das Garn gehandhabt werden, sonst stimmen die Ergebnisse nachher nicht.
Ermitteln der Garnlänge und Garnmenge
- Erst mal ein Stück Garn (ca. 2 m) vom Knäuel abwickeln. Den Anfang nicht nutzen aber dran lassen!
- Markiere den Anfangspunkt der Messung am Faden mit dem Filzstift.
- Miss mit dem Zollstab GENAU 1 Meter ab, markiere den Endpunkt wieder mit Filzstift.
- Noch besser: stelle zehn einzelne 10-cm Stücke her (wie bei 2. und 3. beschrieben).
- Digitale Waage zum Wiegen der Garnlänge verwenden. Das Ergebnis auf dem Notizblock oder im Ausdruck notieren.
- Befestige Garnprobe neben dem Ergebnis mit Tacker oder Klebefilm.
- Wiege nun deinen gesamten Vorrat dieses Garnes und notiere die Menge (in gr.).
- Wiederhole dies für alle verschiedenen Garnmengen. Sinnvoll ist, bei gleicher Qualität, jede einzelne Farbe als eine Garnmenge anzusehen.
Besser nicht verwenden:
Fadenlängen-Messgeräte, die nur über Reibung mit einem Rädchen messen, sind leider sehr ungenau. Im Grunde muss das Garn den Widerstand der Rolle überwinden, was ein sehr raues Garn viel besser kann als ein sehr glattes. Dadurch werden dann die Ergebnisse verfälscht.
Grundlagen für die Garn-Berechnung
Die metrische Garnnummer Nm gibt an, wie viel m von einem Faden 1 gr. wiegen
Nm = x m / 1 gr. Nm 7 = 7 m/ 1 gr.
Die Tex-Nummerierung tex gibt an, wie viel gr. Garn 1000 m lang sind
tex= x gr. / 1000 m 25 tex = 25 gr. / 1000 m
außerdem gilt:
tex = 1000 / Nm und Nm = 1000 / tex
Berechnung der Gesamt-Garn-Lauflänge (GesLL):
Mit deinem vorher gewogenen Meterstück des Garnes kannst du rasch die tex Nummer errechnen!
Zum Beispiel: das Meterstück wiegt 0,25 gr
0,25 gr. → 1 m
1000 * 0,25 gr. → 1000 m also 250 tex
Nun kannst du daraus genauso schnell und einfach die Nm berechnen, die wir für die GesLL brauchen
Nm = 1000 / tex Nm = 1000 / 250 = Nm 4
Jetzt nimmst du deine gesamte gewogene Menge; im Beispiel 300 gr.
Nm 4 = 4 m / 1 gr. aber auch Nm 4 = 4 m× 300 gr. / 1 gr. = 1200 m
Jetzt kennst du also deine Gesamtlauflänge GesLL
In diesem Beispiel entsprechen die 300 gr. Wolle also einer GesLL von 1200 m.
4.2. Garnkategorien
Eine sinnvolle Ergänzung ist die Garn-Kategorie. Sie ist im englischsprachigen Raum weitverbreitet. Dadurch wird es viel leichter, einen geeigneten Verwendungszweck festzulegen. Vor allem für die HOPP Garne, denen wir noch auf die Sprünge helfen müssen.
Es gibt sieben Kategorien, beginnend bei 0, den dünnsten und feinsten Garnen. 7 sind dann die extrem dicken Garne, die man z.Bsp. beim Armstricken verwenden würde. Eine gute Hilfestellung, wenn man sich unsicher ist, wofür ein bestimmtes Garn verwendet werden kann. Hier findest du noch mehr Details dazu: https://hobbii.de/blog/so-wahlst-du-garn-aus-englischen-garnkategorien
Sie kann so aussehen wie hier oder ähnlich und sie wird inzwischen in vielen Anleitungsheften (oft im hinteren Teil der Zeitschrift, bei den allgemeinen Informationen) mit abgedruckt.
4.3. Gesamtübersicht
Je nachdem, wie viel Garn in deinem Stash ist, kann es jetzt unübersichtlich werden. Ich halte es für wichtig, schon im Vorfeld eine grobe Idee zu haben, wofür man die jeweilige Wolle verwenden kann.
Finde ich keine passende Garnkategorie, überlege ich mir selbst eine neue: z.Bsp. „Multicolor“ oder „Fantasie-Garne“ usw. Für den schnellen Überblick habe ich mir eine einfache Excel-Übersicht gemacht. Da trage ich pro Zeile jeweils ein
- Garnkategorie
- Positions-Nummer
- Garnqualität
- Farbe
- Menge
- Muster
Du hast auch viel Wolle, aber keine Lust auf Excel? Dann lade dir hier meine Gesamtübersicht herunter. Viel Spaß und Erfolg beim Ausfüllen!
5. UFO-Garne erkennen und benennen – du wirst zum „Garndetektiv“
Nun sollten nur noch die Garne übrig bleiben, bei denen es keine Infos mehr zu Zusammensetzung und Garnstärke gibt: deine ganz eigenen UFOs (unbekannte Faden-Objekte).
Einen schnellen Überblick kannst du dir über die Menge verschaffen. Ganz einfach mit einer zuverlässigen, digitalen Küchenwaage und einem Lineal.
Zuerst misst du zehnmal ein 10-cm Garnstück ab. Halte die 10-cm Garnstücke beim Abmessen gerade, aber ohne daran zu ziehen, sonst stimmt das Ergebnis nachher nicht. Lege diese Garn-Abschnitte gemeinsam auf die Waage. Das angezeigte Gewicht (bitte mit Kommastelle; also z.Bsp. 0,38 gr.) gilt also pro Meter Garn.
Nun ermittelst du noch das Gesamtgewicht (GG) deiner „unbekannten Schönheit“. Hierbei müssen wir keine Kommastellen berücksichtigen. Bitte nur die Wolle (ohne Verpackung) wiegen!
Die entsprechende Garnstärke in Nm und tex, sowie die Gesamt-Lauflänge (GesLL) kannst du nun in drei Schritten berechnen …. wie’s geht, siehst du bei 4.
So weit, so gut, denkst du jetzt vielleicht. Doch woher weiß ich, mit welcher Nadelstärke ich stricken soll? Schließlich ist ja genau diese Info, nämlich das Etikett oder die Banderole, verschwunden.
Dazu verwende ich folgenden Trick.
- Nimm ein Stück Faden des unbekannten Garns, klappe es doppelt und forme damit eine Garnschlaufe
- Nimm deine Nadelschablone
- Führe die Garnschlaufe durch die verschiedenen Löcher
- Bei welchem läuft der Faden glatt durch, ohne Luft und ohne eingequetscht zu sein?
- Du hast einen Wert, vielleicht aber auch 2 oder 3
- Im nächsten Schritt mit den zwei bzw. drei Nadelstärken kleine Maschenproben machen. Dadurch kannst du eine optimale Optik ermitteln.
Hier ein Beispiel:
Der Garnschlaufe-Test ergab, dass es sich beim unbekannten Garn um Nadelstärke 4,5 oder 5,0 handeln müsste.
Im Anschluss habe ich Maschenproben mit 4,5 und 5,0 gemacht und dann entschieden, welcher Griff, welche Optik gefällt mir am besten. Diese Nadelstärke wird dann in der Übersichtsliste eingetragen (mit der Bemerkung: wie ermittelt).
Weitere Hilfestellung durch WPI (wraps per inch, Wicklungen Pro Inch/Zoll)
Nicht zufrieden mit dem Garnschlaufe-Test oder du hast keine Nadelschablone?
Dann nutze anstatt dessen ein Lineal, dass du im Abstand von 2,5 cm mit zwei Klebestreifen markierst. Anschließend wickelst du spannungsfrei (wie bei 4.1. Wiegen und Messen) so viele Lagen Garn um das Lineal, bis die 2,5 cm „voll“ sind.
(Abstand zwischen zwei weißen Klebestreifen muss GENAU 2,54 cm sein)
Anschließend kannst Du mithilfe der WPI Übersicht ermitteln, welche Garnkategorie dein unbekanntes Garn hat – damit hast du einen guten Anhaltspunkt.
WPI Übersicht
Garn Kategorie | Wraps Per Inch | Gauge in Maschen /10 cmp |
---|---|---|
0 – Lace | >35 | >21,5 |
1 – Superfine | 19-22 | 18-20 |
2 – Fine | 15-18 | 15-16,5 |
3 – Light | 12-14 | 14-14,5 |
4 – Medium | 9-11 | 10-13 |
5 – Bulky | 7-8 | 7,5-9,5 |
6 – Super-bulky | <6 | 4-7,5 |
6. Die Garn-Übersicht – kompletter Überblick über deine Garnvorräte
Endlich kommen wir auf die Zielgerade! Nur noch ein paar Kleinigkeiten möchte ich an dieser Stelle erwähnen.
In welcher Form bewahrst du deine Übersichtstabelle, deinen Garn-Katalog auf?
Ich liebe Ringbuch-Ordner mit 4 D-Ringen und nutze diesen hier.
Gut funktionieren eigentlich alle Systeme, die es erlauben, schnell und einfach einzelne Blätter herauszunehmen oder einzufügen. Darum finde ich Schnellhefter, Loseblattsammlungen oder zusammen getackerte Seiten alles andere als optimal. Aber das ist Geschmackssache.
Ebenso schwierig finde ich es, für deine Garn-Übersicht ein Notizbuch zu benutzen. Obwohl oft wunderschön gestaltet, fehlt die Möglichkeit, nachträglich etwas umzugestalten. Möchtest du die Reihenfolge ändern, (alte) Seiten entfernen oder (neue) ergänzen, sieht es schlecht aus. Außerdem sorgt die (steigende)Anzahl der Garnmuster früher oder später dafür, dass dein Notizbuch nicht mehr richtig zugeklappt werden kann.
Am wichtigsten ist es, dass du dich (dir selbst gegenüber) verpflichtest, diesen eigenen Garnkatalog wirklich zu nutzen.
Bitte bedenke die folgenden Punkte
- Damit du schnell etwas nachschauen kannst, muss er gut wiederzufinden sein. Ich bewahre meinen z. Bsp. bei den Strickheften auf. Dort starte ich meistens mit einem neuen Strickprojekt.
- Neue Garnkäufe solltest du so bald möglich eintragen, sonst ist der Überblick ganz flott wieder weg: Aktualität ist Trumpf!
- Es kann sinnvoll sein, getrennte Übersichtsseiten nach verschiedenen Garn-Kategorien, Verwendungszwecken oder Zusammensetzungen anzulegen. Nutze, was dir am meisten hilft, um schnell an die für dich wichtigen Infos zu kommen.
Ich nutze gerne eine Mischung aus verschiedenen Garnkategorien und Verwendungszweck. Deshalb habe ich mir Extra-Blätter für Sockenwolle und dünne und dicke Pullovergarne angelegt, wenn ich mehrere Farben derselben Qualität habe.
Hingegen nutze ich die Einzelblätter für alle Garne, die ich nur in einer Farbe oder Farbstellung besitze.
Neue Gewohnheiten – Abschluss und Tipps zur Garndurchsicht
Hurra, es ist geschafft. Und es ist Zeit, sich auf die Schulter zu klopfen und noch einmal einen bewundernden Blick Richtung ‚Stash‘ zu werfen.
So schön diese neue Ordnung auch ist: Sie soll nur dazu dienen, dir den Überblick zu geben. Und damit das so bleibt, muss gelten: aus den Augen, aber NICHT aus dem Sinn!
Mein Tipp:
Nutze diese Infos auch vor dem nächsten Projektbeginn oder Wollkauf. Und zwar, indem du dich fragst: habe ich etwas Passendes schon da und kann eigentlich gleich starten? Oder du blätterst durch die Übersicht, um zu entscheiden, welches Garn du als Nächstes verarbeiten möchtest und suchst dir dazu eine passende Anleitung.
Hast du dich vielleicht selbst überrascht, welche deiner Garn-Schätze in der „Pole Position“ gelandet sind?
- Was sind deine Lieblingsthemen-Garne (z. Bsp. Sockengarne)?
- Gibt es „aktuelle“ oder „saisonale“ Wolle, die du genau jetzt oder in den nächsten Wochen verarbeiten willst?
- Hast Du Garne für schon geplante Projekte (vielleicht sogar mit festem Termin)?
- Sind Garne für spezielle Strick-Techniken aufgetaucht, die du bald ausprobieren willst?
Sorge bitte dafür, dass du diese Garne immer schnell erreichen kannst. Als oberstes in der Kiste, ganz vorn im Schrank – egal, Hauptsache es gibt keine Barrieren.
Und nun zum Schluss:
Damit ich den mühsam erarbeiteten Überblick beibehalte und es beim nächsten Mal schneller geht, gibt es ab sofort zwei Rendezvous mit meiner Wolle pro Jahr.
Für Anfang März und Mitte September steht eine Erinnerung dafür in meinem Kalender! Und verregnete Wochenenden gibt es ja mehr als genug …
Zusammenfassung
Deine Garnvorräte sind zu kostbar und nützlich, um sie (vor Dir und der Welt) zu verstecken. Nimm dir die Zeit, alle Garne zusammenzutragen und zu sortieren. Die drei Kategorien sind TOPP (auf jeden Fall behalten), HOPP (noch unklar, was man damit macht) und FLOPP (muss weg).
Im nächsten Schritt bestimmst du Menge und Länge deiner Garne – pro Qualität und Farbe. Schneide ein paar cm Muster ab. Hefte das Muster zu den Ergebnissen. Nutze dazu ein Notizbuch oder meine Vorlage. Habe diese Infos bei der Hand vor dem nächsten Projektstart.
Wiederhole diese „Inventur“ regelmäßig und markiere dir die Termine im Kalender schon im Voraus!
Wie wirst du für dich selbst sicherstellen, dass deine Garnschätze nicht mehr in Vergessenheit geraten? Berichte doch mal, wie es dir mit diesem Projekt ergangen ist! Oder hast du noch eine gute Idee, die du teilen möchtest? Dann schreib das doch bitte in die Kommentare.
Eberhard Axel Grote meint
Sehr schön geschrieben und sehr hilfreiche Informationen!
Herzlichen Dank!
Beatrix meint
Es freut mich, dass du den Artikel hilfreich findest, viele Grüße von Beatrix