Das Wort Glamour werden sicher nur wenige mit unserem geliebten Hobby Stricken in Verbindung bringen. Dabei ist es einfach, mit diesen vier Schritten etwas Glamouröses zum stricken zu finden.
Aber ich sehe das anders, denn viele von uns haben durch’s Stricken die Möglichkeit, ihren eigenen Stil zu pflegen. Sie können sich immer wieder neue, passende und individuelle Pullis, Jacken, Stolas, Accessoires usw. stricken.
Und darum geht es meiner Meinung nach bei Glamour: um deinen eigenen, persönlichen Stil.
Marilyn Monroe Quotes
…and glamour, although the manufacturers won’t like this, cannot be manufactured.
Glamour kann nicht hergestellt werden, auch wenn den Herstellern das nicht gefällt.
(gesehen bei brainyquote.com)
Glamour ist das edle Oberteil, dass ich immer wieder anders kombiniere und über Jahre gerne trage. Das Strickteil, bei dem ich nicht am Material gespart habe. Das sich meinem Stil und meinen Bedürfnissen anpasst.
Und last, not least: in dem ich mich pudelwohl fühle.
Doch lass uns starten, denn der Sommer ist kurz.
Anhand der folgenden vier Schritten bzw. Fragen kannst du schnell und zielsicher entscheiden: was ist für dich ein glamouröses Strickteil und worauf hast du jetzt gerade Strick-Lust.
Brauchst du außerdem Ideenbilder für dein sommerliches Glamour-Projekt? Speziell dafür habe ich ein Pinterest Board (Abendmode Stricken Sommer) angelegt… und es kommt regelmäßig etwas Neues dazu.
Darum geht es hier
Schritt 1: Was mag ich und was trage ich gern?
Stell dir diese Frage ohne Hintergedanken und beantworte sie ehrlich (für dich). Denn was nützt die schönste Lacestola, wenn du dich nicht gerne in Tücher hüllst. Oder ein ärmelloses Top, wenn du deine Oberarme nicht zeigen magst?
Wir sind hier auf der Suche nach einem Strickstück, dass Sinn macht. Für deine Vorlieben beim Tragen und Nutzen. Damit du viele Stunden Freude daran hast und dich (immer wieder) glamourös fühlen kannst.
Dazu könntest du deinen Kleiderschrank durchforsten nach Lieblingsstücken. Oder dein Hirn nach dem ‚Dingens‘, dass du dort schon immer vorfinden wolltest…
Wenn du übriges gerade beim Durchforsten bist – vielleicht magst du ja mal einen ganz genauen Überblick über deine Grundgarderobe bekommen? Dann wäre das vielleicht etwas für dich!
Für mich sind es im Sommer definitiv Westen, Boleros oder Kurzarmjäckchen. Eben etwas, was für einen Besuch der Bregenzer Festspiele perfekt wäre, aber auch für die eher kühlen Sommerabende hier bei uns (750 m über NN). So schön ich ein Tuch mit Lacemuster auch finde: mit Hund, Katze, Hasen und Rosen im Garten – keine gute Idee.
Hier ein paar Ideen
- Schlichte Strickjacken ohne Verschluß
- Leichte Überziehpullis in offener Optik
- Gerade geschnittene Cardigans aus leichtem Flauschgarn
- Tücher oder Stolas mit kleinem Wiederholungsmuster
- Westen und Boleros
- Schultertops (nur Vorder-und Rückenteil)
- Wickeljacken oder Wickeltops
- Longpullis oder Tunikas
Vergesse auch nicht die kleinen Details. Durch angedeutete bzw. echte Knotungen oder Raffungen kann ein an sich simples Teil sehr raffiniert und elegant wirken. Oft reicht ein weiter, schlichter Schnitt, um diesem Hingucker eine Plattform zu bieten.
Gucklöcher müssen weder groß noch häufig sein. Gezielt an der richtigen Stelle eingesetzt, lassen sie zarte Arm- oder Schulterhaut hervorscheinen. Dabei sind sie meist problemlos zu stricken. Manchmal bleibt auch einfach ein Stück Naht offen.
Schritt 2: Welche Garne passen zu mir?
Wie steht es mit dem Glanz? Magst du es kess glitzernd oder eher sanft schimmernd?
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es nicht einfach ist, solche glänzenden oder glitzerigen Garne zu finden, wenn sie gerade nicht in Mode sind. Doch nicht nur metallische Fasern bringen Garne zum Glänzen.
Es gibt auch Fasern, die von sich aus glänzen und darum geschätzt werden. Typische Kandidaten sind:
- Seide (Haspelseide, nicht Wild- oder Bouretteseide)
- Viskose (heißt eventuell. Model, Tencel, Bambus) nicht mattiert
- nassgesponnenes Leinen (lange Fasern, kein recyceltes Leinen)
- mercerisierte (gasierte) Baumwolle
Bist du eher ein Fan von Schimmer, hast du hier einen guten Startpunkt für deine Suche. Egal ob im Internet oder deinem lokalen Wolle-Laden.
Wenn du es hingegen richtig funkeln lassen willst, und nicht empfindlich gegen das typische Pieks-Gefühl, gibt es folgende Möglichkeiten:
- Lurex oder Lamé (metallisierter Polyester oder Polyamid) als Strickgarne oder Beilaufgarne (zusammen mit anderem Garn)
- Effektgarne mit Metallicanteil (meist Polyester)
- Paillettengarne mit Lurex oder Lamé (Pailletten-Plättchen im Garn verankert) als Beilaufgarne
- Strickgarne mit Pailletten (Pailletten-Beilauffaden ist mit dem Strickgarn fest verzwirnt)
- Stellina-Anteil im Garn (ca. 5%), Stellina selbst ist ein hochglänzende, glitzernde superfeine Polyacryl-Polyester-Faser
Rico Creative Lamé Garn Hobbii Glitter Deluxe Beilaufgarn Rico Fashion Baumwolle mit Metallfaden
Eine Idee an dieser Stelle:
Schaue doch auch dein Garnlager durch, falls du so etwas hast. Vielleicht entdeckst du eine längst vergessene Kostbarkeit, eine kleinere Menge eines schönes Garns.
Für ein Sommertop mit Fallmaschenmuster kann man beispielsweise wunderbar verschieden dicke Garne kombinieren. Oder auch eine Kombination verschiedener Texturen, die sich mustermäßig abwechseln.
Veredeln könntest du das Ganze durch einen glänzenden bzw. einen metallischen Beilauffaden. Oder die strickst immer abwechselnd ein paar Reihen mit Glitzergarn und ein paar mit einem ’normalen‘ Garn.
Wenn dir diese Ideen gefallen, prima! Lass dich weiter inspirieren und abonniere am besten gleich meinen Newsletter!
Die Möglichkeiten sind so vielzählig – lass deiner Fantasie freien Lauf.
Schritt 3: Dezente Farbigkeit oder Leuchtender Hingucker?
Ist das Wunschgarn erst gefunden, stellt sich gleich die nächste Frage. Für deinen ganz persönlichen Sommer-Glamour spielt die Farbe nämlich eine große Rolle – neben Garn und Musterung.
Vergiss bei der Farbauswahl bitte nicht:
die Farbe passt zu dir und deiner Garderobe und nicht umgekehrt. Oft ist weniger Farbe und Farbigkeit mehr. Damit du mit Vorhandenem flexibel kombinieren kannst.
Wenn du knallige Farben magst, beschränke dich auf EINE. Das berühmte rote Abendkleid wirkt genau deshalb so gut. Kombiniert mit Weiß oder Schwarz beginnt diese Farbe eigentlich fast von selbst zu leuchten.
Bist du kein Fan von klassischem Schwarz? Nutze anstattdessen dunkles Marineblau, Dunkelgrau oder erdige, dunkle Braun-und Olivtöne. Sie sind nicht so ein starker Kontrast, vor allem bei sehr heller Haut.
Besonders schön sind im Sommer auf leicht gebräunter Haut zarte Pastelltöne. Sehr edel wirken Farben, die an Sorbet-Eis erinnern. Aber auch Hauttöne, sogenannte Nude Farben (aus dem Englischen: nude = nackt, hautfarben) funktionieren ähnlich.
Sehr elegant und glamourös wirkt meistens auch, wenn du alle Kleidungsteile im gleichen Farbton hast. Hast du also schon eine Hose oder Rock für dein Glamour-Outfit ins Auge gefasst – versuche diesen Farbton im Oberteil zu wiederholen. Praktisch an der Sache: visuell werden da schnell ein paar Pfunde weggezaubert.
Mein Tipp:
Es muss nicht immer metallic sein. Bei sehr glänzenden Garnen wirken helle Grautöne von selbst wie Silber, helle Gelbtöne wie Gold und Brauntöne wie Kupfer. So einfach kann es sein.
Schritt 4: Welche Muster sind geeignet?
Gerade im Sommer für viele von uns ein wichtiges Thema: Haut zeigen oder nicht!? Einerseits ist es wärmer und man möchte nicht ins Schwitzen geraten. Vielleicht möchtest du auch gerne deine Sonnenbräune zeigen?
Lochmuster
Glamourös ist es, die Haut dezent zu zeigen. Was für ein Glück, dass es unglaublich viele Strickmuster (und Häkelmuster) gibt, die durchbrochene Oberflächen entstehen lassen.
Zum einen die klassischen Netzmuster. Entweder im ganzen Strickteil oder nur als Einsatz. So können sie wunderbar ihren Doppel-Zweck erfüllen: gleichzeitig belüften und verdecken.
Oder steht auf deiner Wunschliste ganz oben eine edle Lace-Stola oder Lochmuster-Tuch, mit dem du dich vor Zugluft und Abendkühle schützen möchtest? Dann hast du wahrhaftig die Qual der Wahl. Sowohl bei Garnen als auch bei den Anleitungen wirst du bestimmt das perfekte Modell finden.
Denn auch die vielen Lace-und Ajourmuster erzeugen offene Strukturen, wie wir sie im Sommer brauchen und lieben. Sie sind oft aus sehr feinen Garnen gestrickt (bis max. Nadelstärke 3 ) und daher keine Materialfresser.
Mein Tipp:
Bleibe realistisch, was deine Zeit fürs Stricken anbetrifft. Viele Lace-Muster sind nichts für Zählunwillige und meistens nicht ruck-zuck gestrickt. Bedenke das, wenn du diesen Sommer noch stolze Trägerin sein möchtest. Am besten wählst du ein einfaches Muster mit kleinem Rapport, den du schnell auswendig lernen kannst.
Noch etwas.
Was musst du bedenken, wenn du ein Netz-oder Lacemuster als Pulli, Top oder Jacke stricken willst?
Diese Muster sind oft so durchsichtig, dass man etwas darunter tragen sollte oder möchte. Hast du ein farblich passendes oder hautfarbenes T-Shirt, Top bzw. BH zum Drunterziehen?
Halb-Transparenz
Wirkungsvoll und schnell umgesetzt sind Strickmuster, die eine semi-transparente Optik haben. Meistens werden blickdichte und durchscheinende Garne als Streifenfolgen abgewechselt. Dadurch entsteht ein sehr glamouröses Wechselspiel und für Belüftung und Durchblick ist gleichermaßen gesorgt.
Besonders raffiniert ist es, wenn dabei noch sehr gegensätzliche Garne zum Einsatz kommen. Mich reizt die Kombination von zartem, flauschigem Mohair-Silk-Garn und glattem, glänzendem Seide- oder Viskosegarn. Es ist nämlich abwechslungsreich und flott gestrickt – ideal für ein schnelles Sommer-Strickprojekt.
Nicht zu vergessen viele Fantasiemuster. Durch Reihen mit Hebemaschen und Umschlägen kann man Löcher oder extrem lange Maschen erzielen. Dazu im Wechsel meist glatt oder kraus rechts gestrickte Reihen, um dem Ganzen Stabilität und Struktur zu geben.
Daher braucht man deutlich weniger Reihen, um eine bestimmte Länge zu erreichen. Du kannst also diese Art Strickmuster super nutzen, wenn du schnell und (meistens) einfach luftige Sommer-Stricksachen erschaffen möchtest.
Oberflächenstrukturen
Gut funktionieren auch schnell gestrickte Struktur-Muster für luftige Optik, wenn man dicke Nadeln und ‚zu‘ dünne Garne verwendet:
- Kraus rechts (Hin-und Rückreihe rechte Maschen)
- Einfaches oder doppeltes Perlmuster
- Einfache Rippenmuster
- Patentmuster (glatt oder Netzpatent)
- Schachbrett-Muster aus rechten und linken Maschen
- Wabenmuster (toll wenn zwei sehr unterschiedlicher Garne verwendet werden: eins für das Waben-Innere und eins für die Waben-Außenform)
Es muss also gar nicht kompliziert sein, um einen besonderen Effekt zu erzielen – und genau das ist mein Gedanke beim Schreiben dieses Artikels!
Mein Fazit
Mit wenig Aufwand und Material kannst du in kurzer Zeit etwas Glamouröses für deine Sommergarderobe stricken. Ein bisschen Glitzer, etwas Glanz, ein einfacher Schnitt und offene Oberflächen um ein bisschen Haut zu zeigen. Fertig.
Wie feierst du die warme Jahreszeit? Mit Alfresco Mahlzeiten am Gartentisch, oder eine Grillparty mit der Familie? Vielleicht auch ein Treffen mit einer Freundin in der Eisdiele oder dem Straßencafé? Oder beim Besuch eines Open-Air-Musikspektakels?
Wie auch immer du das sommerliche Draußen-Leben mit einem besonderen, edlen Selbstgestrickten zelebrierst. Ich schicke dir dafür eine Handvoll virtuellen Glitzer.
Bleib glamourös,
Deine Beatrix
Strick-Liesl meint
Tolle Seite, endlich bekomme ich die Hilfe, die ich brauche!!! Weiter so, Beatrix!!!
Thomas Karbowski meint
Gut zu wissen, dass nicht nur metallische Fasern Garne zum Glänzen bringen. Mein Onkel möchte das Stricken erlernen. Er hofft, dass er auch andere Fasern abgesehen von den metallischen finden, die Garne zum Glänzen bringen.
Beatrix meint
Hallo,
wenn auf dem Etikett z.Bsp. steht Polyester (Stellina) dann ist kein Metall drin. Metallfäden hatten und haben immer den großen Nachteil, dass sie nicht dehnbar sind. Im Grunde ist diese Metallfaser nichts anderes als ein sehr dünner Draht – und der bricht nach ein paarmal knicken ab. Diese abgebrochenen Enden sind was dann so piekst. Glanz kann in Garnen z.Bsp. erzeugt werden durch: Metallpigmente in der Farbe, durchsichtige Fasern und Hohlfasern (die das Licht brechen). Viel Spaß dem Onkel beim Stricken lernen