Nach den Tipps fürs sommerliche Stricken ohne Schwitzen kommen nun noch einige Tipps zu Strickfreude statt Strickfrust im Urlaub, den schönsten bzw. erholsamsten Wochen des Jahres für viele.
Wenn du dein Strickzeug mit in den Urlaub nimmst, tust du dies wahrscheinlich mit einer gewissen Vorfreude. Auf die Erholung und auf gemütliche, entspannte und entspannende Stricken.
Die Frage ist aber auch, was passiert mit Stricken im Urlaub, wenn du etwas vergessen oder verloren oder schlicht keine Lust mehr hast? Kurz gesagt, wenn es nicht so läuft, wie du es dir erhoffst?
Manchmal kommt die Ferienzeit so plötzlich und unerwartet, fast wie Weihnachten. Überraschend muss dann gepackt werden und oft genug wird etwas daheim vergessen. Darum an dieser Stelle mein erster Tipp:
Überlege bereits bei der Urlaubsplanung, ob und was du an Strickprojekten mitnehmen möchtest.
Vergessen oder Verloren?
Ja, ich spreche da auch aus eigener Erfahrung. Es kann ziemlich ärgerlich sein, wenn man bei der Hinreise oder am Urlaubsort feststellt: Ein wichtiges Etwas fehlt, um anfangen oder weitermachen zu können! Und bevor es überhaupt losgehen kann, kommt man schon ins Stocken.
Das kann im Grunde alles sein, von der Stricknadel für die Bündchen, über ausreichende Garnmenge bis hin zur Anleitung. Manchmal sind die „Verluste“ ersetzbar, manchmal leider nicht.
Aber auch schon während der Reise können Bestandteile deines Strickprojektes verloren gehen, wie z.Bsp. eine der Nadeln eines Nadelspiels. Gerade, weil sich kleine Projekte wie Socken so hervorragend für das Stricken unterwegs eignen, sind Nadelspiele da „gefährdet“. Dass da trotzdem die Vorteile überwiegen, kannst du hier nachlesen, in Socken stricken: das perfekte Strickprojekt für unterwegs
Natürlich kann man nicht allen Eventualitäten vorbeugen! Schließlich gibt es im Leben und gerade wenn man unterwegs ist, immer wieder Situationen, mit denen man nicht rechnen konnte. Aber durch eine gute Vorbereitung kannst du zumindest bei den vermeidbaren Problemen dagegen halten.
Leider gibt es noch einen Punkt, der meiner Meinung nach immer wieder unterschätzt oder verdrängt wird.
Lust oder Zeit
Also, was machst du, wenn der Spaß ein Loch hat? Wenn du daran gedacht hast, alles in den Urlaub mitzunehmen, was du für dieses Strickprojekt brauchst? Und dann einfach die Kurve, den Einstieg nicht schaffst?
Sei es, weil du die Anleitung verwirrend oder unübersichtlich findest. Vielleicht erkennst du auch, dass du noch keine Maschenprobe gemacht hast und die angegebenen Maschen- oder Reihenzahlen von deinen eigenen stark abweichen? Oder dir vergeht ganz schnell die Lust, weil das Garn im Klima des Urlaubsortes sich deinen strickenden Händen gegenüber als äußerst unkooperativ erweist.
Womöglich hast du auch die Zeit falsch eingeschätzt. Die Zeit, die du zum Stricken haben würdest? Oder die, um beim Stricken „voranzukommen“? Wie gesagt, wenn das Projekt komplizierter ist, als du geahnt hast.
Zweifellos gibt es unter uns Strickerinnen auch diejenigen, die einfach automatisch das Strickzeug einpacken, um dann feststellen: „Eigentlich habe ich gerade gar keine Lust zum Stricken.“ Das ist vollkommen legitim! Aber vielleicht auch frustrierend, den eigenen Ansprüchen nicht gerecht zu werden?

Oder das Strickzeug ist nur mit in den Urlaub gekommen, um als Überbrückung bei Wartezeiten oder schlechtem Wetter zur Hand zu sein: der klassische Notnagel. Und er wird nicht gebraucht, weil alles glattläuft und das Wetter mitspielt.
Was ich dir anhand dieser Beispiele zeigen möchte, bei denen du vielleicht sogar genickt hast:
Es gibt jede Menge Gründe, die aus erhofften oder geplanten Strickfreuden Strickfrust machen können. Es bringt nichts, sich deshalb schlecht zu fühlen oder sich zu ärgern. Besser ist es, sich die Frage zu stellen: „Wie geht’s dann weiter?“
Stoppen oder Improvisieren?
Diese Entscheidung triffst du – bewusst oder unbewusst! Je nachdem, welche Wichtigkeit und welchen Stellenwert das Hobby Stricken bei dir hat. Vielleicht wirst du nach Alternativen suchen oder eben nicht.
Falls du offen für improvisieren bist, kann manchmal ein Blick auf Haushaltsgegenstände weiterhelfen.
- Scheren-Ersatz kann ein kleines Küchenmesser bieten
- Im Verbandskasten gibt es meistens ebenfalls eine unbenutzte Schere (nicht vergessen: sie wieder zurücklegen)
- Gummibänder können, auch aneinander geknotet, einen prima Ersatz für Maschenhalter und Maschenmarkierer sein
Für fehlende Maschenhalter und Maschenmarkierer gibt es noch viele andere Lösungen:
- Das mitgebrachte Garn: wobei es da mit dem Kontrast zum Gestrick leider nicht so gut aussieht und nur glatte Garne geeignet sind
- Nicht gewachste Zahnseide
- Schnürsenkel
- Zweige, Gräser- oder Getreidehalme: bitte mache einen Abfärbetest, bevor du sie verwendest
Auch wenn es nicht die leichteste Übung ist: solange du die Maschen in irgendeiner Form sicherst, kannst du sie später wieder aufnehmen.
Manchmal ist es vielleicht sogar besser, du kettest ab. Wenn du dann wieder weiterstricken möchtest, machst du die abgekettete Reihe auf, und fügst einen neuen Faden an. Dazu kannst du Knoten oder einweben verwenden (siehe diese zwei YouTube Videos vom Strickheldinnen Kanal).
Hast du Zopfnadeln vergessen hast, brauchst du nicht zu verzweifeln. Auch dafür gibt es Ersatz, den du vielleicht sogar im nächsten Café finden kannst? Denn im Grunde können viele kurze, gerade Gegenstände die Haltefunktion einer Zopfnadel ersetzen.
- Dünne Trinkhalme aus Kunststoff (solange sie noch verwendet werden)
- Zahnstocher oder Cocktail-Spießchen
- Leere Zuckertütchen in Stickform
Dann möchte ich an dieser Stelle daran erinnern, dass es bei vielen Strickprojekten auch die Möglichkeit gibt, einen Teil nachträglich anzufügen. Wenn man z.Bsp. die Nadel für die Bündchen vergessen hat, kann man das später anstricken. Das geht, wenn anstatt eines festen ein provisorischer Anschlag verwendet wird.
Denn der ist so konzipiert, dass er sich einfach aufmachen lässt und die Maschen von unten her aufgenommen werden können. Was du brauchst, ist gutes Grundlagenwissen zu einer Art des provisorischen Anschlags. Wichtig für die Tauglichkeit „on the go“: möglichst wenig zusätzliches Material wie Häkelnadel oder Zusatzfaden!
Natürlich bedeuten all diese Vorschläge zusätzlichen Aufwand, und dadurch vielleicht auch Ungemach auf deiner Seite. Wenn für dich die Bequemlichkeit und Effizienz eine große Rolle spielen, sind diese Alternativen nicht optimal.
Dann stelle doch die Frage nach Ersatz, den es ja in deiner Nähe geben kann! Gibt es Möglichkeiten, Stricknadeln oder anderes Zubehör in einem Woll- oder Handarbeitsgeschäft zu kaufen? Manchmal haben große Supermärkte auch eine kleine Bastel- und Handarbeitsabteilung.
Ganz schwierig oder ganz einfach kann es sein, wenn du die Anleitung für dein Strickprojekt vergessen hast, je nachdem. Falls sie aus einem Buch oder einer Zeitschrift stammt, stehen die Chancen schlecht auf Ersatz vorort. Viel einfacher ist es mit digitalen Anleitungen, auf die du (immer wieder) über ein internetfähiges Handy zugreifen kannst.
Manchmal ist es aber einfach so:
Selbst mit viel gutem Willen wird es nichts mit Stricken im Urlaub. Sei es, weil man zu wenig Material mitgenommen, ohne Anleitung dasteht oder ein anderes „unüberwindliches“ Problem auftritt.
Dann hilft nur eins: Tief durchatmen und etwas anderes machen!

Ärgern bringt nichts! Wenn es schon kein „aktives“ Stricken sein kann oder soll, kann diese Pause trotzdem genutzt werden. Zur Recherche neuer Strickprojekte für die Zeit nach dem Urlaub. Denn Ideen kann man nie genug habe und Vorfreude ist ja auch nicht zu verachten.
Oder schaue und höre dir Strickvideos und Strickpodcasts an. Zwar gibt es da im englisch-sprachigen Bereich sehr viel mehr Auswahl, aber Interessantes lässt sich inzwischen auch in deutscher Sprache finden. Einfach mal das Wort „Strickpodcast“ bei Google oder YouTube eingeben.
Allerdings spricht ja auch nichts dagegen, sich für einige der oben stehenden Fälle vorzubereiten und damit diesen Frust zum Umgehen. Denn aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass gute Vorbereitungen schon die halbe Miete sind.
Vorbereitungen für den Urlaub
Zuerst solltest du dein Handy schnappen und alle Anleitungen, die du brauchen wirst, fotografieren. Achte auf gute Lesbarkeit, dafür kannst du die Zoom-, Fokus- und Aufhellfunktionen der eingebauten Kamera nutzen.
Außerdem kann ich dir nur empfehlen, einen Teil deiner Ideenrecherche schon zu Hause zu machen. Dort hast du meist unbegrenztes Datenvolumen, unterwegs nicht. Ich speichere mir interessante Links direkt in einer Notiz App ab, anstatt im Urlaub dann über Google zu suchen. Dadurch hält man das Datenvolumen niedrig.
Falls du deine Anleitungen in digitaler Form gekauft und trotzdem ausgedruckt hast (so mache ich das oft), solltest du dir sicherheitshalber diesen Download-Link auch abspeichern. Falls die Papiervariante verloren geht oder verschmutzt, kannst du dann zumindest auf alle Informationen zugreifen.
Oder du hast die Anleitung über Ravelry gekauft, dann wird sie automatisch in deiner Bibliothek gespeichert und ist von dort aufrufbar. Sehr praktisch! Allerdings brauchst du dazu eine aktive Internetverbindung.
Noch ein Tipp:
Nutze die kostenfreie App knitcompanion, auf der du alle deine PDF-Anleitungen speichern kannst. Bonus: die Zeile, die du gerade liest, kannst du dir auch noch highlighten. Es gibt sie für IOS und Android. Da die PDFs hierbei auf dem Handy gespeichert sind, funktioniert der Zugriff und die Nutzung auch ohne Internet.
Hast du vor, die Garnangebote vorort abzuchecken? Da empfehle ich dir eine kleine Voraus-Recherche. Normalerweise stolpert man nicht über diese meist kleinen Geschäfte, zumal an fremden Orten. Wir hätten ohne Info diesen kleinen Laden in Bath, England nie gefunden! Am besten, du speicherst dir: Website mit Adresse und Telefonnummer. Gerade, falls du noch Rückfragen hast.
Für das oder die Strickprojekte empfehle ich dir, was auch immer möglich, doppelt mitzunehmen!
- Strick-Nadeln
- Schere
- Maschenhalter
- Maschenmarkierer-Set (kleine Dose oder Tütchen)
- Anleitung in Papierform (Kopien in Klarsichthüllen)
- Maßband
- Häkelnadel und Sticknadel(n)
- Sonstiges Zubehör z.Bsp. Zopfnadeln
- Stifte und Notizzettel oder Notizbuch
Perfekt eignet sich fürs Verstauen dieser Kleinteile das gute, alte Schlampermäppchen. Und das gibt es ja auch in unzähligen hübschen Variationen. Plastikbeutel finde ich nicht so ideal. Schnell ist ein Loch drin und dann sind die kleinen Sachen leider schnell verloren gegangen.
Wohingegen ich gerne meine Garne in großen Zip-Loc-Beuteln aufbewahre. Da sind sie nämlich gut gegen Staub und Schmutz geschützt und auch vor Feuchtigkeit. Diese kommen dann in eine Stoff-Tasche oder -Beutel, um die Plastikbeutel wiederum vor dem Einreißen zu schützen. Toll sind auch richtige Handarbeitstaschen, allerdings sind die vielleicht jenseits deines Gepäck- oder Geldlimits?!
Noch einen Tipp an dieser Stelle:
Hast du dir schon mal überlegt, ein „Ersatzprojekt“ mitzunehmen? Für den Fall, dass dir das eigentlich geplante Strickprojekt doch nicht zusagt?
Unter uns, was spricht dagegen?
Wenn du die Zeit fürs Stricken sowieso eingeplant hast und sie auch nutzen möchtest, packe dir noch etwas ein, was einfach geht und du gerne machst! Bei mir ist es meist ein Knäuel Sockenwolle und die entsprechenden Nadeln (inzwischen im Doppelpack – man lernt ja aus seinen Fehlern).
Fazit
Leider können wir nicht alle Eventualitäten abdecken. Wenn du jedoch gut vorbereitet bist und dir die folgenden Fragen schon vor Urlaubsbeginn beantwortest, kannst du Ärger und Frust vermeiden.
- Was brauche ich unbedingt für dieses Strickprojekt (doppelt mitnehmen, wenn möglich)
- Habe ich alle wichtigen Informationen schnell zugreifbar, mit bzw. auch ohne Internet?
- Was mache ich, wenn ich vom Projekt überfordert bin oder es mir keinen Spaß macht?
- Was passiert, wenn ich etwas vergesse oder verliere?
- Habe ich ein Ersatzprojekt, dass ich mitnehmen kann und will?
Dein Handy kann dir da helfen und als Informations- und Ideenspeicher dienen. Falls du etwas vergessen hast, kannst du u.U. improvisierte Lösungen finden…wenn du magst. Lass aber auch die Option offen, dass das Strickzeug einfach für die Zeit des Urlaubs unbeachtet bleiben darf.
Dann wünsche ich dir eine entspannte Urlaubszeit, gute Erholung und erfolgreiches „Aufladen deiner Batterien“.
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