Strick-Plaudereien
Ich liebe es, Geschichten übers Stricken und über Strickerinnen zu lesen.
Manchmal wundere ich mich allerdings schon, wie selten das Thema in der Literatur auftaucht Obwohl doch über Jahrhunderte an jeder Ecke (und in vielen Stuben) gestrickt wurde.
Ganz hervorragend zum Schmökern lädt hingegen das Buch von Loretta Napoleoni ein. „Die Macht der Maschen; Wie Stricken und durchs Leben begelietet und miteinander verbindet“ (Penguin Verlag)
Unter anderem die wirklich herzerwärmende Geschichte, wie ihre Großeltern sich kennenlernten. Aber auch diese unglaubliche Geschichte, die sie von der englischen alten Dame Gladys erfährt, finde ich faszinierend. (S. 64 f)
„Der erste Weltkrieg war für uns alle ein Schock“, fuhr Gladys fort. „Als uns die ersten Briefe von der Front erreichten, mussten wir feststellen, dass die Soldaten nicht angemessen ausgerüstet waren und es ihnen an der richtigen Kleidung mangelte…
Als die Briefe vom Grabenfuß berichteten, einer Fäule, die die Füße der Soldaten befiel, weil sie in den Gräben immerzu im Wasser standen, waren wir entsetzt. Sobald wir erfuhren, dass man dem nur vorbeugen kann, indem man die Socken oft wechselt, damit sowohl die Socken als auch die Füße trocken bleiben, handelten wir umgehend. Unsere Männer an der Front brauchten Socken, viele Socken, und wir wollten Sie damit versorgen.
Und so begannen wir zu stricken, in jeder freien Minute. Wer nicht an der Front war, strickte. Der Schaffner, wenn der Zug hielt, Sekretärinnen in der Mittagspause, Verkäuferinnen, wenn der Laden leer war, Pendler in Zügen und Bussen. Es war eine spontane Aktion, zu der uns anfangs niemand aufforderte. Wir ergriffen die Initiative, weil wir uns sorgten. Wir verstrickten sämtliche Wolle, die wir hatten, wir trennten Pullover, Decken, Tücher und Mützen auf. Alles, was wir in dir Hände bekamen und erübrigen konnten, wurde zu Wollknäuel verarbeitet. Wir rechneten aus, wie viel Garn wir von jeder Farbe hatten und entwarfen Muster. Wir wollten, dass diese Kleidungsstücke, die wir ‚Trostsachen‘ nannten, nicht nur warm waren, sondern auch gut aussahen, rotblau gestreifte Socken, gelb-braune Sturmhauben, schwarz-weiße Westen.“
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