Strick-Plaudereien
Nicht genug Zeit zum Stricken?
Das mit Abstand am häufigsten genannte Problem, das Strickerinnen in meiner Umfrage nennen, ist „zu wenig Zeit zum Stricken“. Doch nicht immer ist es etwas Gutes und Angenehmes, ausreichend Zeit fürs Stricken zu haben.
Vor allem, wenn du mal einen Blick in die Vergangenheit wirfst, so wie es Ebba D. Drolshagen es in ihrem Buch tut „Zwei rechts, zwei links“ (Suhrkamp) auf S. 67 ff im Kapitel „Dafür muss eine alte Frau lange stricken“
„Für viele Menschen war Stricken bis weit ins zwanzigste Jahrhundert hinein weder Liebhaberei noch Entspannung… Stricken war eine Fertigkeit unter vielen, die man beherrschen musste, um den Alltag zu bewältigen und oft genug auch, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Es war Arbeit…
…alles was Hände hatte – Bauer und Bäuerin, Kinder, Knechte und Mägde, vom Kind zum Greis – die Wolle der grobwolligen Heidschnucken zu Strümpfen verstrickte, und das immer und überall: abends am Feuer, tags im Schatten…
… Deshalb strickte man in vielen europäischen Ländern bis weit ins 20. Jahrhundert hinien nicht nur für den Eigenbedarf, Stricken war auch selbstverständlicher, unverzichtbarer Nebenerwerb. Und man tat es bei jeder Gelegenheit, noch in den kleinsten Pausen zwischen anderen Arbeiten. In einem Loblied auf das Stricken heißt es, es sei auch mit einem Säugling im Arm möglich…
…Alte Fotos von den Shetlandinseln zeigen junge Torträgerinnen, die unter der Last der schweren Kiepen gebeugt auf einem Feldweg stehen und eine Strickstrumpf halten. Um zu überleben, mussten sie beides tun, es wäre verschwendete Zeit gewesen, die Hände beim Gehen untätig zu lassen.“
Falls du in die Geschichte des Strickens so richtig tief eintauchen möchtest, findest du hier mehr Informationen zu diesem Buch.