Wenn du schon mal versucht habt, einen rundgestrickten Pullover zu machen, weißt du, wie wichtig die Wahl der idealen Garne und Nadeln ist.
Es kann nämlich echt frustrierend sein, wenn man viel Zeit mit Stricken verbringt, nur um am Ende festzustellen, dass der Pullover wirklich komisch aussieht oder nicht richtig sitzt.
Hier sind ein paar Tipps für dich, wenn du deinen Rundstrick – Pullover nicht nur gerne stricken, sondern auch gerne tragen möchtest. Die Auswahl von Garn und Nadeln sollte der Ausgangspunkt für dein Projekt sein.
Und noch was: Die Maschenprobe ist super wichtig, um sicherzugehen, dass der Pullover in der richtigen Größe sein wird. Los geht’s.
Darum geht es hier
Worauf du bei der Garnauswahl achten solltest
Ganz gleich, ob du ein erfahrener Stricker oder Strickanfänger bist: Die Garnauswahl ist einer der wichtigsten Schritte bei jedem Rundstrickprojekt. Denn das perfekte Garn ist entscheidend für Aussehen, Sitz und Tragegefühl des fertigen Pullovers.
Originalgarn – Die beste Option
Ein guter Anfang ist das Garn, das in der Anleitung empfohlen wird. Denn darin steht nicht nur, welches Garn das Designer:innen-Team für das Projekt gewählt hat. Sondern du kannst davon ausgehen, dass er/sie ein geeignetes Garn verwendet haben.
Warum also nicht deren Expertise nutzen?
Oft bekommst du anhand der Fotos zusätzlich Informationen zu Optik und Fall (drape) des fertigen Strickteils.
Wenn du das empfohlene Garn verwendest, hast du also eine ziemlich gute Vorstellung davon, wie das fertige Projekt aussehen wird. Das betrifft auch Muster(ungen), die dann ebenfalls in Originalgröße herauskommen.
Außerdem erfährst du, ziemlich genau, wie schwer der Pullover sein wird. Diese Information ist nicht nur für den Wolleinkauf wichtig. Sondern anhand des Gesamtgewichts kannst du folgern, wie das gute Stück sich tragen lässt.
Ein anschauliches Beispiel sind die Island-Pullover aus der typischen Lopiwolle.
Obwohl sie sich voluminös und weit sind, benötigt man kaum 600 Gramm für eine mittlere Damengröße. Das bedeutet, der Lopi-Pulli wird nicht schwerer sein als ein sonstiger Winterpullover. Erstaunlich, oder?
Ersatzgarn – Wenn es nicht anders geht
Leider ist es nicht immer möglich, das vorgegebene Garn zu verwenden. Manchmal wird es nicht mehr hergestellt, oder du bekommst es an deinem Wohnort nicht.
Dann musst du dich auf die Suche nach einem geeignetem Ersatzgarn machen. Dazu empfehle ich dir als ersten Schritt: Suche dir möglichst zuverlässige Informationen zum Originalgarn (OG) im Internet.
Dazu gehört außer der Garnstärke (logisch) die Zusammensetzung. In erster Linie um die hauptsächlichen Fasern, also die mit den hohen Prozentzahlen. Aus Erfahrung kann ich dir sagen, dass du bei %-Sätzen unter 10 % wenig Sorge haben musst, dass sich das im Gestrick überhaupt bemerkbar macht.
Bleibe bei ähnlichen Bestandteilen, sonst gerät das ganze zu einem Rezept für Desaster. Beim Kochen würdest du deinen Tomate-Mozzarella-Salat auch nicht mit Koriandergrün anstatt Basilikum würzen und trotzdem das gleiche Ergebnis erwarten – nur weil beide grüne Blätter haben …
Versuche außerdem, bei der Suche die Struktur des Originalgarns anzugleichen. Im Idealfall findest du zum Beispiel ein Kettengarn als Ersatz, wenn das Ausgangsgarn eines war. Oder ein Flauschgarn, ein 4-fach-Garn (wie die typische Sockenwolle) oder ein sogenanntes Single (Einfachgarn)
Mein Tipp:
Nutze Websites wie yarnsub als Startpunkt und vergleiche die Zusammensetzung (Haupt-Fasern) und die Struktur des Garns. Wie gut das Ersatzgarn als „Ersatz“““ taugt, wird dir anhand einer Prozentzahl angegeben – 100 % wäre ein perfektes Duplikat des Originals.
Es gibt auch die spannende Möglichkeit, ein dickeres Garn durch zwei oder mehr dünnere Garne zu ersetzen. Allerdings ist das Ganze keine Wissenschaft und mit Bedacht anzuwenden.
Pauschalformeln gibt es nicht, allerdings halte ich die Hilfestellung bei der Firma Drops Garne für sehr übersichtlich und man erkennt die Vorgehensweise. Logischerweise machen sie das nur für die eigenen Garne. Hier findest du den Blogartikel zu deren Garnalternativen.
Ausweichgarne – Vermeiden
„Aber ich habe da doch einen Garnvorrat … und außerdem möchte unbedingt diese Anleitung verwenden, die ich so schön finde.“
Wenn ich jedes Mal einen Euro bekäme, sobald ich diesen Satz von meinen Leserinnen höre, wäre ich, ach egal.
Es tut mir leid, wenn ich da ganz deutlich werde:
Du machst dich zum Strickdesigner, wenn du Anleitung X mit einem komplett anderen Garn strickst als angegeben ist. Mit allen freudigen Überraschungen, aber auch Problemen, die damit einhergehen.
Wenn du zum Beispiel anstatt des Lopi-Wollgarns eine andere tierische Faser verwendest, kommst du vielleicht noch mit einem „blauen Auge“ davon. Allerdings wird der Alpaka-Pulli anders ausleiern als der Wollpulli, weil Alpaka keine vergleichbare Elastizität hat.
Noch kritischer wird es bei einem Baumwollgarn. Für eine vergleichbare Dicke zum Lopigarn (Aran, Nadelstärke 4–5 mm), kommt nun noch eine andere Lauflänge dazu.
Beispiel:
Beide Garne haben die gleiche Dicke, für Nadelstärke 4–5 mm, „Aran“
Lopi: 200 m auf 100 Gramm und Baumwolle: 170 m auf 100 Gramm
Lopiwolle (4–5 mm) | Baumwolle (4–5 mm) | |
Lauflänge m/ 100 gr. | 200 | 170 |
Pullover-Bedarf in m | 1200 | 1200 |
Pullover-Gewicht in gr. | 600 | 706 |
Der Baumwollpullover wird also fast 18 % schwerer. Was noch dazu kommt: Baumwolle hängt und leiert anders aus als Wolle. Der Pullover würde also beim Tragen schnell die Länge eines Minikleides annehmen. Die Hände würden außerdem unter den Ärmelbündchen verschwinden, jedes Mal ein wenig mehr …
Kommen wir zu meinem Bonus-Tipp:
Ganz grundsätzlich empfehle ich dir, Fasern bzw. Garne zu meiden, die wenig Rücksprung haben oder die Form nicht gut halten.
Denn im Gegensatz zu Flach gestricktem handhabst du ein großes, schweres Strickstück. Wenn du den Pullover von oben nach unten strickst, erzeugt das zusätzlich einen ständigen Zug auf die Maschen des Schulter- und Brustbereichs.
Dies ist deutlich länger, als wenn du ein einzelnes Vorderteil, Rückenteil und anschließend die Ärmel strickst. Das Relaxieren (Erholen) des Garns nach dem Stricken findet also aufgrund der speziellen Rundstrick-Technik nicht statt.
Lass uns noch einmal kurz zusammenfassen.
Auf diese Faktoren und in dieser Reihenfolge solltest du bei der Auswahl des Garns achten:
- Garnstärke (max. ½ Nadelstärke mehr oder weniger)
- Zusammensetzung (Hauptfaser, ignoriere > 10 %)
- Lauflänge (am besten immer auf 100 Gramm umrechnen)
- Garnstruktur (Zwirn, Kettengarn usw.)
Als Nächstes schauen wir uns das wichtigste Zubehör an: die Stricknadeln.
Finde die ideale Nadel für dein Rundstrickprojekt
Die Nadelauswahl ist ein weiterer wichtiger Schritt bei jedem Rundstrickprojekt. Schauen wir uns zuerst die verschiedenen Varianten an, die du je nach Projektumfang hast.
Im wahrsten Sinne, denn letztlich strickt man einen „Schlauch“ mit einem gewissen Umfang. Und es gibt ja auch sehr kleine, rundgestrickte Pullover.
Nadelauswahl nach Projekttyp
Wie gerade erwähnt, gibt es unterschiedliche Möglichkeiten.
Für kleinere Umfänge ist ein Nadelspiel oft am einfachsten zu handhaben. Nicht nur Mini-Pullis, sondern auch für das Stricken von rundgestrickten Ärmeln oder Halsbündchen verwende ich sehr gerne diese fünf kurzen Nadeln mit 2 Spitzen.
Alternativ kannst du die Magic Loop Technik verwenden, wenn du kein Nadelspiel zur Hand hast oder das Handling unangenehm ist. Ein Nachteil der Magic Loop Technik ist jedoch, dass du mit dem langen Nadelteil nicht so gut „um die Kurve“ kommst.
Wie du die Magic-Loop Technik anwendest, zeigt dir Maschenfein in diesem YouTube Video.
Für größere Umfänge, von denen wir hauptsächlich reden, könntest du eine lange Rundstricknadel einsetzen. Falls du dir keine extralange Nadel kaufen möchtest, die ca. 120–160 cm lang sein muss, kannst du auch zwei kürzere Rundstricknadeln verwenden, die zusammen den Pullover-Umfang ergeben.
Möglicherweise möchtest du auch im Projekt die Nadeln wechseln. Wenn du beispielsweise, von oben beginnend, innerhalb weniger Runden viele Maschen dazubekommst, diese allerdings dann ab der Achsel aufteilst und z. T. stilllegst.
Ein typisches Beispiel eines von oben nach unten gestrickten Pullovers:
Du schlägst an und beginnst mit der 80 cm langen Nadel. Während der Zunahmen wechselst du auf die 120 cm Nadel und strickst damit den oberen Teil. Nach der Aufteilung auf 2 Ärmel und Vorder- und Rückenteil brauchst du 2 Nadeln zum Stilllegen (meist Ärmel) und dann 1 Nadel zum Weiterstricken.
Kurz gesagt: Man hat selten zu viele Rundstricknadel-Längen.
Nadelseile
Das Material und die Dicke des Nadelseils spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Gemeint ist damit der Kunststoffteil, der die zwei Nadelspitzen verbindet. Und da verwendet fast jeder Hersteller seine „eigene Mischung.“
Steifere, dickere Seile eignen sich besser, wenn du eher rabiat strickst. Oder die Schwere des Strickteils gut verteilen möchtest. Außerdem lassen sich die Maschen über eine festere Oberfläche leichter weiterschieben. Und schieben musst du beim Rundstricken ständig.
Weichere, dünnere Seile sind für Magic Loop besser geeignet. Und für feinere oder haarige Garne, nach meiner Erfahrung.
Im Zweifel geht Probieren über Studieren.
Und, last not least, ist es wichtig, die Länge des Nadelseils so zu wählen, dass die viele Maschen nicht herunterrutschen. Zu leicht macht man sich da etwas vor und meint, dass man weiter zusammenquetschen kann.
Und gerade das möchte ich dir nicht empfehlen. Denn du wirst nicht richtig sehen, was du gerade strickst, und es wird schwierig, Fehler zu entdecken.
Nadelmaterial
Meiner Meinung nach der Joker, den die meisten Strickerinnen nicht (genug) ziehen. Es lohnt sich so sehr, das Material der Nadelspitzen für jedes Strickprojekt zu berücksichtigen.
Ich empfehle für sehr glatte Garne eine raue Nadeloberfläche (wie unlackiertes Holz) beziehungsweise für sehr haarige Garne (Wolle, Mohair) eine glatte Metallnadel.
Zum Material gehört für mich auch die Farbe der Nadeln. Diese sollte immer einen guten Kontrast zur Farbe des Garns haben, damit du die Maschen auf der Nadel gut sehen kannst. Das wiederum sorgt für entspannteres Stricken für Augen, Nacken und Schultern.
Helle Nadel → dunkles Garn
Dunkle Nadel → helles Garn
Wenn du zwei (kürzere) Rundstricknadeln in einer Runde verwendest, müssen sie das gleiche Nadelmaterial haben. Bitte nicht Metall- und Holznadel in einer Runde mischen.
Grundsätzlich sollten alle Nadelspiele und Rundstricknadeln im gleichen Projekt aus demselben Material bestehen. Hier haben die Nadelsets ihren großen Auftritt und du könntest diesen Punkt schnell abhaken.
Auch hier, in diesem Abschnitt zur richtigen Nadelwahl, zum Schluss eine kurze Zusammenfassung, geordnet nach Wichtigkeit:
- Nadelstärke (pro Runde immer einheitlich)
- Nadellänge(n) an den Umfang angepasst
- Nadelmaterial an Garn angepasst
- Nadelfarbe im Kontrast zur Garnfarbe
Nun kommen wir schon zum letzten Teil dieses Beitrags, der die Frage beantwortet: „Was ist denn nun für dieses Strickprojekt die richtige Nadel und das richtige Garn!?“
Die Maschenprobe in Runden
Der Ausgangspunkt der meisten Maschenproben ist in „glatt rechts“. Das bedeutet, die Hinreihen werden rechts und die Rückreihen links gestrickt. Was auch okay ist, wenn du einen Pullover aus einzelnen Teilen strickst, also flach.
Etwas anderes ist es allerdings, wenn du glatt rechts in Runden strickst. Dabei wird jede rechte Masche immer wieder rechts abgestrickt und stets aus der gleichen Richtung.
Darum ist bei den meisten Strickbegeisterten die Spannung bei rund Gestricktem anders als bei flach Gestricktem. Diese kleinen Unterschiede pro Runde summieren sich ganz schön über die Länge eines Pullovers …
Deshalb empfehle ich dir, die Maschenprobe für dein Rundstrickprojekt auch in Runden zu stricken.
Entweder tust du das mit einem entsprechend kleinen Umfang und schneidest das Muster dann zum Messen auf. Oder, falls du in Sorge bist, dass dir das Garn nicht reichen wird, könntest du die folgende Methode ausprobieren.
Ich empfehle sie auch meinen Kursteilnehmer: Innen in meinem Maschenprobe-Kurs.
Problem der Übertragbarkeit
An dieser Stelle noch ein paar Worte zu den Ergebnissen deiner Maschenprobe. Wie oben beschrieben, hat ein Pullover, der flach gestrickt wird, mehrere Einzelteile. Diese haben ein relativ geringes Gewicht und sind daher von Größe und Form einer Maschenprobe sehr ähnlich.
Beim rundgestrickten Pullover ist das nicht der Fall, weil du alles in einem Stück strickst. Hier werden die Maschen immer wieder Belastung durch Ziehen und Zerren während des Strickens ausgesetzt sind. Es kommt zur Dehnung, die nicht immer umkehrbar ist.
Aus meiner Berufserfahrung kann ich sagen, dass das Eigengewicht auch den Schrumpf beim Waschen beeinflusst. Je schwerer, umso weniger läuft das gute Stück ein.
Bitte berücksichtige das, wenn du die Maschenprobe auszählst und damit rechnest. Wenn dein Gestrick ein wenig kleiner und enger ausfällt als in der Anleitung, ist das sogar gut!
Möchtest du ein Garn verwenden, bei dem du dir unsicher bist, ob es ausleiert?
Dann lass die Maschenprobe aufgehängt (nicht liegend) trocknen. Du kannst sogar kleine Gewichte an den Kanten anbringen, z. Bsp. Kühlschrank-Magneten.
Miss die Werte für Maschen- und Reihenzahl sofort, nachdem du die Gewichte von der getrockneten Maschenprobe entfernt hast. Unbedingt notieren! Die Messung wiederholst du nach 24 Stunden und vergleichst die Werte. Haben sie sich nicht verändert, ist das Gestrick leider (dauerhaft) ausgeleiert.
Fazit
Der Schlüssel zum Erfolg bei rundgestrickten Pullovern liegt in der Wahl des richtigen Garns. Je mehr du die Parameter Garnstärke, Zusammensetzung, Lauflänge und Garnstruktur variierst, desto schwieriger wird die Bearbeitung deiner Version mit der gewählten Anleitung.
Achte vorrangig darauf, dass das Gesamtgewicht des Pullovers nicht zu hoch wird. Nutze zudem möglichst leichte, elastische Garne. Das hilft dabei, der Belastung der Maschen durchs Stricken entgegenzutreten.
Die richtige Nadel-Garn-Kombination ermöglicht es dir, während des ganzen Pullover-Projektes gleichmäßig und entspannt zu stricken. Achte auf Nadelmaterial, Farbe und Seillänge, um das optimale Strickwerkzeug für dein gewähltes Garn zu haben.
Die Maschenprobe solltest du in der Art und Weise, wie du den Pullover strickst, machen, nämlich rundgestrickt. Trotzdem hat sie für diese Strickprojekte einige Einschränkungen, die es zu kennen lohnt.
Schreibe einen Kommentar