Kennst du das? Du willst voller Begeisterung einen Pullover, Jacke, Tuch mit flauschigem Garn stricken. Aber schon nach kurzer Zeit entwickelt sich dieses Projekt zu einem Ärgernis.
Du hast einen Fehler gemacht und solltest zurück stricken. Oder du hast das Gefühl, du kämpfst gegen widerstrebende Maschen an. Vielleicht bekommst du auch immer wieder einen leichten Schlag, wenn nach dem Stricken etwas anfasst.
Kurzum, der Spaß hat ein Loch…und das schöne Strickprojekt verkommt zum UFO (unfertiges Objekt).
Doch das muss nicht sein! Darum habe ich dir hier meine 5 besten Tipps, speziell für Flauschgarne, zusammengestellt. Und die meisten davon sparen dir auch noch Zeit!
Los geht’s.
Darum geht es hier
1. Tipp: Wenig Spannung
Damit ist das Garn gemeint. Die meisten Flauschgarne sind herstellerseitig schon spannungsarm aufgewickelt. Es soll dir als Strickerin erleichtern, das haarige Garn ohne Verheddern abzuwickeln.
Und dabei ist wirklich weniger mehr. Also eher sanftes Zupfen als beherztes Ziehen am Knäuel. Langsam und stetig, anstatt kurz und heftig. Und mit leichter Hand.
Ich möchte jetzt nicht sagen, dass du diese flauschigen und fluffigen Knäuel behandeln musst wie ein rohes Ei. Sondern wie einen kleinen verletzten Vogel.
Bitte packe die Flauschgarne zum Stricken nicht in enge Umverpackungen. Auch nicht in eine Tasche oder Tüte hineinstopfen. Und am allerwenigsten solltest du sie durch Ösen ziehen oder durch Umlenkungen (wie bei einer Garntasse).
Warum?
Wenn du das Garn aus der Nähe anschaust, kannst du erkennen, wie viel abstehende Haare um den eigentlichen Kern herumflattern. Kurz gesagt, damit ein Garn flauschig ist, hat es wenige Fasern im Zentrum und viele außen herum.
Wenn du nun daran ziehst oder rupfst, erwischst du vermeintlich nur diese außen liegenden Fasern. Die sind aber mit dem inneren Teil des Garns verbunden. Du schwächst also das Ganze, was dann schnell zum Durchbrechen oder Reißen des Flauschgarns führt.
So etwas Ähnliches passiert auch, wenn das Garn über harte Oberflächen wie Metallösen oder Keramik gezogen wird. Oder über rauen Stellen an Innenseiten von Taschen und Körben.
2. Tipp: Ausreichend Feuchtigkeit
Wie beim Sport solltest du auch beim Arbeiten mit Textilien auf die Luftfeuchtigkeit achten. Fast alle Naturfasern verhalten sich unterschiedlich, je nachdem wie trocken oder feucht die Luft ist.
Und tierische Fasern haben es, ähnlich wie unsere Haare, gerne etwas feuchter. Das kennst du schon, wenn es im Winter die typische „Fliege-Frisur“ durch statische Aufladung gibt. Das liegt oft an der sehr niedrigen Luftfeuchtigkeit in geheizten Räumen und kalter, trockener Außenluft.
Was bei flauschigen Garnen nämlich noch dazukommt:
Sie sind anfälliger für diese Aufladung. Denn mehr abstehende Fasern ergeben mehr Oberfläche und damit mehr Reibungspunkte.
Wenn du merkst, dass das Flauschgarn wie ein kleiner Magnet Flusen und Staub anzieht, solltest du etwas tun. Oder wenn es scheint, dass sich die abstehenden Fasern miteinander verhaken bzw. verkeilen.
Gönne deinem Strickgarn oder dem schon fertig gestrickten Teil eine kleine Wellness-Feuchtigkeitsbehandlung. Du könntest das zum Beispiel so erreichen:
- Regelmäßiges Befeuchten mit einem Pflanzensprüher
- Einwickeln und kurz in einem feuchten Geschirrtuch lagern
- Nach dem Duschen in der noch feuchten Duschkabine aufhängen
- Aufbewahren von Garn und Strickprojekt in leicht angefeuchteten Plastikbeuteln
- Bei Regen an einem überdachten Platz draußen aufhängen
Übrigens:
Eine regelmäßige Befeuchtung kann oft schon ausreichen, wenn der Flauschpulli nach dem Tragen platt aussieht. Auf jeden Fall schneller und effektiver als eine komplette Wäsche.
3. Tipp: Kleine Fehler verbergen
Ich kenne das Verlangen gut, dass Handgestricktes fehlerfrei zu sein hat. Doch eigentlich ist dieser Anspruch, es müsse perfekt sein, unrealistisch und unnötig. Laut Stephen Hawking ist eine der Grundregeln des Universums, dass NICHTS perfekt ist (und das ist gut so, sonst gäbe es uns nicht).
Also, lass wenn möglich die Kirche im Dorf…und den kleinen Fehler im Strickteil. Bei glatt rechts können kleinere Fehler mit dem einfachen Maschenstich überdeckt werden. Und zwar sogar, wenn du mehrere Fehler neben- oder nacheinander gemacht hast.
Hier eine kleine Videoanleitung, wie du Maschenstich waagerecht oder senkrecht machen kannst. Gerade bei der flauschigen und haarigen Oberfläche sind die einzelnen Maschen oft kaum zu erkennen und zuzuordnen. Nutze diesen Sachverhalt gezielt, um ein wenig zu tricksen, tarnen und täuschen. Wir reden hier schließlich nicht von Herzchirurgie!
Warum solltest du das bei Fehlern so handhaben? Weil bei haarigen Garnen aufribbeln, auftrennen oder rückwärts stricken eine echte Qual ist. Nicht nur für dich, sondern auch fürs Garn.
Der Sinn dieses Tipps ist also eigentlich, dir das Leben zu erleichtern.
4. Tipp: Geduld und Schere
Falls du überzeugt bist, einem Fehler mit dem 3. Tipp nicht beikommen zu können, folgt das Unvermeidliche.
Im Gegensatz zum Stricken mit glatteren Garnen verhaken sich die Maschen und Reihen stark miteinander. Das liegt an den abstehenden Fasern, die fast wie ein zusätzliche Verbindung zwischen den Maschen funktionieren.
Beim Auftrennen versuchst du dann, diese „Super-Verbindung“ aufzulösen, was oft genug sehr schwierig, zeit- und nervenaufreibend ist. Aber es ist meistens möglich.
Besser geht es auf alle Fälle, wenn du dir dafür etwas Zeit nimmst. Also, dich ganz bewusst dem Prozess des Aufmachens stellst. Das klingt geschwollen, ist es aber nicht.
Denn schnell, schnell wird es sowieso nicht funktionieren. Und du möchtest es, dem Garn und dir selbst zuliebe, nur ein einziges Mal machen. Darum solltest du dir vorher klar sein, was zu tun ist.
Markiere dir also mit Maschenmarkierern genau die Stelle, bis zu der du aufribbeln musst. Und setze am besten eine Markierer bereits in der Reihe darüber. Du kannst dann dort schon beginnen, die Maschen wieder „einzusammeln“. Und das Gute: Die Maschen werden dir nicht wegrutschen, sie hängen ja gewissermaßen fest.
Ganz wichtig:
Ziehe nicht heftig an dem haarigen Faden, der hält das nicht lange durch. Versuche lieber, mit den Fingerspitzen zwischen Masche und Faden zu fahren und die verhakten Fasern voneinander zu lösen.
Wenn du Widerstand merkst, probiere es mit einer kleinen Schere oder einem Fadentrenner, wie jede Näherin ihn kennt. Notfalls kannst du diese wenigen abstehende Flauschhaare opfern, indem du sie abschneidest.
Ich habe es aber auch schon selbst erlebt: Nichts geht mehr! Rückwärts stricken wäre nötig, aber alles scheint komplett verfilzt und „unauftrennbar“!
Dann nimm die Schere und schneide entlang einer Reihe von Maschen auf. Danach kannst du Reihe für Reihe die Fäden lösen. Allerdings kannst du die Wolle danach nicht mehr verwenden.
Mein zusätzlicher Tipp deshalb: Gleich ein Knäuel extra mitkaufen!
5. Tipp: Wahl des Nadelmaterials
Dieser Tipp könnte für dich zum Joker beim Stricken mit Flauschgarnen werden. Leider wird schnell vergessen, dass es nicht nur an der Wolle liegt, wenn es nicht gut läuft.
Ich bin selbst eher zufällig darauf gekommen. Bei einer Maschenprobe wollte ich verschiedene Nadelstärken testen und hatte eine davon nur in Metall (Aluminium) und nicht Holz, das ich eigentlich bevorzuge.
Prompt verbesserte sich die Optik der Maschen. Zudem ich empfand das Stricken als leichter, weil die Maschen besser von der Nadel glitten.
Probiere also unbedingt verschiedene Nadel-Materialien aus, wenn du mit flauschigen Garnen strickst. Und entscheide bitte erst nach ein paar Reihen, welche die richtige Garn-Nadel-Kombination ist.
Es könnte ja sein, dass die hand-schmeichelnde Holznadel nicht in jedem Fall die beste Option ist.
Fazit
Stricken mit Flauschgarn hat seine ganz eigenen Herausforderungen. Doch manchmal reichen ein paar einfache Tipps, um damit klarzukommen. Wenn du mit anstatt gegen das flauschige Garn und seine Eigenheiten arbeitest, wird dein Strickprojekt sicher erfolgreich.
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